Marco D'Eramo

Die Welt im Selfie

Eine Besichtigung des touristischen Zeitalters
Cover: Die Welt im Selfie
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428092
Gebunden, 362 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Martina Kempter. Was den einen Erholung vom Alltag ist, wird für die anderen zu einer alltäglichen Belastung: Weltweit explodieren die Touristenzahlen, in den letzten 15 Jahren haben sich die Einnahmen der Branche mehr als verdoppelt, in Mallorca kamen im Juli 2016 1,8 Millionen Besucher auf 900000 Einheimische. Diese protestierten - als Touristen verkleidet - in Tennissocken und mit umgehängter Kamera. Damit griffen sie zwei Aspekte auf, die rund um das historisch junge Phänomen Massentourismus seit je zentral sind: ästhetische Abgrenzung (schlecht angezogene Touristen sind immer die anderen) und das Faszinosum Urlaubsfotografie.
Auf den Spuren von Twain, Barthes und Enzensberger besichtigt Marco d'Eramo unser touristisches Zeitalter. Warum verrenken wir uns, um uns - notfalls unter Einsatz eines Selfie-Sticks - vor Bauwerken abzulichten, die wir "in echt" weniger beeindruckend finden als im Reiseführer? Was zeichnet ihn aus, den touristischen Blick? Und wie verändert der Tourismus Destinationen wie Las Vegas, Paris oder Venedig?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2018

Claudia Mäder sieht mit Marco D'Eramo den Tourismus als Kennzeichen unserer Epoche. Etwas mühsam den "Zickzackwegen" des Autors durch die Geschichte des Tourismus folgend, erhält die Rezensentin Einblicke in die soziale Komponente des Reisens und Selfie-Schießens und die Ursachen der "Ausweitung der Tourismuszone". Mäder erscheint der Tourismus als dialektische Erscheinung, folgt sie dem Autor bei seinen "differenzierten" Exkursen über Hegel, die Unesco oder die Ufologie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2018

Jakob Strobel Y Serra hält die Arroganz des Autors Marco D'Eramo nur schwer aus. Wenn der Autor über Tourismus schimpft, latent kulturpessimistisch argumentiert und unbedacht Naivität und Misanthropie verrührt, mag der Rezensent nicht weiterlesen. Die Vereinfachungen, Verallgemeinerungen und Sachfehler im Buch werden für den Rezensenten durch D'Eramos Belesenheit nicht wettgemacht. Vor dem Preis, den wir für den Tourismus zu zahlen haben, kann ihm der Autor mit all seinem historischen Wissen keine Angst machen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.05.2018

Den hier rezensierenden Historiker Valentin Groebner scheint es mächtig zu gruseln mit Marco d'Eramos kundiger Erkundung der Paradoxa touristischen Reisens. Dass wir die Attraktionen, nach denen wir uns unterwegs sehnen, immer auch selbst zerstören, ist so eines, der Überdruss und Selbsthass des Touristen ein anderes. Das Panorama der Theorien des Tourismus, das der Autor entfaltet, findet Groebner zwar beeindruckend, den Zuwachs beim Tourismus aber kann es ihm nicht erklären. Eher schon helfen da hochdosierte Dialektik und die Parallelen, die der Autor zieht zwischen Phänomenen der Gegenwart und der Geschichte. Dass für Touristen der "Traum vom Entkommen" nie wahr werden kann, nur für den Flüchtling, lernt er zum Beispiel. Denn auf den wartet tatsächlich ein ganz anderes Leben. Allen anderen bleibt nur "Maulen unter Palmen". Kulturpessimistisch wird das Buch laut Groebner trotz allem erst gegen Ende.
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