Magnus Mills

Die Herren der Zäune

Roman
Cover: Die Herren der Zäune
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518411841
Gebunden, 216 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Katharina Böhmer. Einen Zaun zu bauen ist eigentlich eine simple Angelegenheit: Man gräbt Löcher in die Erde, setzt einen Pfahl hinein und dann noch einen und noch einen, dann spannt man Drähte dazwischen usw. Hat man es allerdings mit Zaunbauern wie Tam und Richie zu tun, wortkargen Heavy-Metal-Fans, die immer im Doppelpack auftreten und sich nur widerwillig von Schottland nach England versetzen lassen, dann wird so ein Zaunbau zu einer bizarren Unternehmung. Die englische Landschaft ist gnadenlos trist, das Glück besteht in ereignislosen Kneipenbesuchen am Abend. Ungeschicklichkeiten führen zu Unfällen mit tödlichen Folgen für diverse Auftraggeber ? aber aufs Vergraben sind die beiden ja spezialisiert. Lakonie ist der herrschende Tonfall bei Mills. Die merkwürdigen Geschäftspraktiken der Hall-Brüder, in deren Zaunbau-Territorium die beiden Schotten samt ihrem englischen Vorarbeiter nichts ahnend eingedrungen sind, schweben als immer düsterer werdende Bedrohung über der Sache.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.03.2001

Udo Taubitz` Rezension des Buchs ist gleichzeitig ein Porträt des Autors, in das der Rezensent auch Passagen eines Interviews mit Mills einfließen lässt. Mills zeigt sich enttäuscht darüber, dass sich die Öffentlichkeit mehr für seinen eigentlichen Beruf - er ist Busfahrer - interessiert, als für seine Literatur. Doch auch für Taubitz spielt das eine große Rolle ebenso wie die Tatsache, dass Mills Engländer ist. Der Rezensent Taubitz versäumt es nicht, darauf hinzuweisen, dass der Roman sich durch einen "staubtrockenen und schwarzhumorigen" Ton auszeichnet, der für Taubitz typisch englisch ist. Die Geschichte der drei Zaunbauer selbst scheint dabei für den Rezensenten von untergeordneter Bedeutung zu sein. Was ihm viel mehr an dem Buch gefällt, ist der "lakonische Erzählstil", den Mills nicht nur bei alltäglichen Ereignissen anwende, sondern auch dann, wenn es um "die gröbsten Unwahrscheinlichkeiten" gehe. Die Fähigkeit des Autors, "mit wenigen, simplen Worten das begrenzte Leben einfacher Menschen zu beschreiben", gehört für Taubitz zu den großen Stärken dieses Romans.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.01.2001

Jeder kriegt seine Leiche in diesem Roman. Nicht allein darum allerdings ist Agnes Hüfner hellauf begeistert von den "Herren der Zäune". Der Autor verfüge, so schreibt sie, über jenen Wahnwitz, den man britischen Humor nenne. Das Buch also ist umwerfend komisch. Aber auch damit nicht genug: Mit der ihm eigenen "authentischen Stimme" hat Magnus Mills der Rezensentin sogar den "alten Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital" frisch serviert: als Groteske. Dass der Autor die Komik in "absurden Situationen und aberwitzigen Dialogen" mitunter bis an die Schmerzgrenze treibt, wie Hüfner uns mitteilt, lässt sich bestimmt verwinden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.12.2000

"Der Mann lächelt, wie er schreibt", berichtet Rezensent Jürgen Becker. Gemeint ist Magnus Mills, ehemaliger Briefträger, Busfahrer und Zaunbauer, dessen Romandebut "Die Herren der Zäune" bereits in zwölf Sprachen übersetzt und sogar für den Booker-Preis nominiert wurde. Mills` Art zu lächeln und zu schreiben, ist laut Becker erstens die "eines durchtriebenen Entertainers" und zweitens "andeutungsweise". Hinter den "Herren der Zäune" verbergen sich die beiden "schottischen Naturburschen Tam und Richie" plus ihr neuer "englische Vorarbeiter", der als Ich-Erzähler von den aufeinanderprallenden Welten erzählt, von der "Gefährlichkeit straff gespannter Drähte" und vom Bau eines elektrifizierten, hohen, ausbruchsicheren Zauns in England. Liest man Bergers Buchbeschreibung, werden die Booker-Preis Qualitäten noch nicht deutlich. Doch scheinen sie ja gerade im "andeutungsweise", im unvermittelten Abbrechen der Geschichte, in den "metaphysischen Grübeleien" zu liegen, in die der Leser gestürzt werde. Außerdem ist Berger davon überzeugt, daß der Leser auftauchende (Sinn-)Fragen "überhaupt nicht beantwortet haben", sondern lieber die Beschreibung ländlicher Gegenden genießen möchte. Die gelingt Mills mit "lakonischem Understatement" offensichtlich so meisterhaft, daß Berger kaum glauben mag, daß es sich hier um ein Debut handelt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.11.2000

Das klingt zunächst nicht sonderlich rühmlich, was Friedhelm Rathjen uns über diesen Erstlingsroman zu erzählen hat. Den "Banalitätenkosmos" des Buches etwa könnte er eindringlicher ja kaum schildern: "Bis ins allerletzte Detail lernen wir bei der Lektüre das Wesen des Zaunbaus kennen". Was uns naturgemäß abschreckt aber Rathjen weiß es bald so zu wenden, dass wir schließlich neugierig werden auf diese Eintönigkeit und Unaufgeregtheit, aufs "Löcherbuddeln, Pfahleinrammen (`mit der Spitze nach unten`) und Drähtespannen". Just solche Einzelheiten sind es, klärt uns Rathjen auf, "die den Glanz in diese Prosa bringen", die offenbar nicht nur in der Tradition des britischen Understatements und des inseltypischen Humors steht, sondern es wirklich faustdick hinter den Ohren hat, wie man sagt. Oder: Ein Mord kommt selten allein. Was macht es da schon, dass sich der Roman "gegen alle Zuweisungen von Sinn und tieferer Bedeutung" sperrt, fragt der Rezensent in aller Unschuld.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2000

Friedmar Apel räumt ein, dass der Leser die ein oder andere Durststrecke zu überwinden hat, bevor sich ihm die Qualitäten dieses Buchs erschließen. Aber es lohnt sich, wie der Leser erfährt. Apel ordnet dieses Buch der Tradition britischer Arbeiterliteratur zu, die sich gleichermaßen durch Tristesse wie Humor auszeichnet. Was Mills betrifft, so kommt noch ein bisweilen "staubtrockener Beschreibungsstil" hinzu, der dem Rezensenten offenbar besonders bei den ausgiebigen Schilderungen des Arbeitsalltags der Protagonisten, Zaunbauern, einige Geduld abverlangt hat. Doch "fast unmerklich und ohne jeden Zeigefinger" wandele sich die Geschichte in eine "finstere Parabel", bemerkt Apel. Eine Parabel auf das "sich zum Zwangssystem formierenden neoliberalistischen Arbeitsleben", was Tony Blair nicht gefallen dürfte, wie Apel vermutet.
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