Leo Löwenthal

Falsche Propheten

Studien zur faschistischen Agitation
Cover: Falsche Propheten
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518587621
Kartoniert, 253 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Hoppmann-Löwenthal. Mit einem Nachwort von Carolin Emcke. Lautstark schwingen sich selbsternannte Tribunen des Volkes, esoterische "Querdenker" und autoritäre Demagogen zu Verteidigern der demokratischen Ordnung auf, deren Werte sie eigentlich ablehnen. Um Gefolgschaft zu organisieren, schüren sie Ängste vor drohendem Chaos und spinnen Verschwörungstheorien über anonyme Mächte, die das Schicksal der Nation bestimmen. Vorschläge zur Lösung komplexer gesellschaftliche Probleme sind ihre Sache nicht. Vielmehr verlegen sie sich auf eine aggressive Rhetorik des Kampfes gegen "die Politiker", "die Linken", "die Flüchtlinge" und immer wieder: "die Juden". Was sich wie eine Kurzbeschreibung von Aspekten der politischen Kultur unserer Tage liest, ist Gegenstand eines Buches, das vor mehr als siebzig Jahren geschrieben wurde. In Falsche Propheten analysiert Leo Löwenthal Themen und Techniken politischer Demagogie. Er fragt, warum die immergleichen Phrasen und Phantasmen verfangen, legt dar, weshalb dem Agitator so schwer beizukommen ist, und warnt vor Unterschätzung. Denn nicht selten ist die Agitation "Generalprobe fürs Pogrom". Falsche Propheten ist ein Klassiker der politischen Psychologie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.11.2022

Rezensent Jürgen Pelzer versteht besser wie die USA gerade ticken. Denn rund um die Midterms hat der Literaturwissenschaftler Leo Löwenthals berühmte Agitationsstudie "Falsche Propheten" aus seinem Bücherstapel gezogen. In der schon im vergangenen Jahr neu aufgelegten Studie aus dem Jahr 1949 folgt Pelzer dem Mitbegründer der Kritischen Theorie, der analysierte, was Agitatoren erfolgreich macht. Die Faktoren, die Löwenthal nennt, lesen sich nicht nur für Pelzer wie Trumps politische Biografie. Was den Rezensenten besonders beunruhigt, ist die vor mehr als 70 Jahren getroffene Feststellung Löwenthals: dass schon damals die modernen Massenmedien falschen Propheten größtmögliche Einflussnahme sicherten, um mit Emotionen Ängste zu schüren.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.07.2021

Rezensent Stefan Müller-Doohm reibt sich die Augen über die Aktualität von Leo Löwenthals Studie zur Demagogie aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Wenn der Literatursoziologe die faschistischen Agitatoren in den USA analysiert, dann hat Müller-Doohm immer auch Donald Trump im Ohr. Mit welchen Techniken und rhetorischen Taschenspielertricks Demagogen arbeiten, indem sie ihre Anhängerschaft in einem Gefühl ständiger Unterdrückung halten, aus dem nur irrationale Ausbrüche herausführen, all das zeigt Löwenthal dem Rezensenten sehr deutlich. Dennoch würde er das Buch nicht als einen "Klassiker der Sozialforschung" bezeichnen, wie Carolin Emcke es in ihrem Nachwort tut, dafür fehlen ihm in dieser "eher explorativen" Studie Tiefenschärfe und Verdichtung.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.05.2021

Rezensent Jens Uthoff kann gar nicht genug betonen, wie luzide und aktuell Leo Löwenthals Untersuchung zu Demagogie und Agitation von 1949 noch immer ist. "Falsche Propheten", erklärt Uthoff, gehörte zu den berühmten Studien über den Autoritarismus von Adornos und Horkheimers Institut für Sozialforschung und widmete sich der Rhetorik der vielen faschistischen Grüppchen in USA, die gegen Franklin D. Roosevelts New Deal wetterten. Die Agitatoren wollen - im Gegensatz zu Reformern und Revolutionären - eine politische Krise nicht beheben, lernt Uthoff, sie beuten die Malaise nur aus, verstärken Ängste und schüren Emotionen. Mit Blick auf heutige gesellschaftliche Polarisierungen bemerkt der Rezensent allerdings auch, dass die Emotionalisierung der Politik nicht nur eine Gefahr ist, wenn sie von rechts droht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.2021

Rezensent Wolfgang Matz liest Leo Löwenthals Analysen des Populismus und der Demagogie in Nordamerika von 1949 als Plädoyer für die Demokratie. Bestechend scheint ihm die Darstellung trotz ihrer Zeit- und Ortsgebundenheit (Löwenthal nahm sich zeitgenössische US-Reden und -Pamphlete vor), da Löwenthals sprachanalytische Methode überzeugt und Grundstrukturen sichtbar macht. Die Übertragung auf heutige Verhältnisse erfordert laut Matz allerdings Vorsicht, will der Leser nicht Löwenthals Arbeit instrumentalisieren oder gar "entschärfen", indem er damit auf die "üblichen Verdächtigen" (Trump, Le Pen, AfD etc.) zielt. "Aggressive Intoleranz" wittert der Rezensent jedenfalls nicht nur bei Neonazis.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.04.2021

Rezensent Marko Martin hält die Neuauflage von Leo Löwenthals erstmals 1949 erschienenen Studien zur "faschistischen Agitation" für anschlussfähig an die Gegenwart. Löwenthals genaue Analyse von Presse- und Rundfunkbeiträgen seiner Zeit zeigen Martin einerseits, dass die Trolle von damals nicht die Resonanz von heute hatten und sich noch mit Inhalten befassten, dass sie andererseits jedoch schon den Widerstand des wachen Verstandes herausforderten. Das Buch nimmt Martin als Auftrag, wachsam zu sein. Dass Löwenthal nicht vulgärmarxistisch argumentiert, gefällt ihm gut und macht das Buch für ihn zur Pflichtlektüre für demokratische Parteien.