Juliane Stückrad

Die Unmutigen, die Mutigen

Feldforschung in der Mitte Deutschlands
Cover: Die Unmutigen, die Mutigen
Kanon Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783985680450
Gebunden, 288 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Seit 20 Jahren erforscht die Ethnologin Juliane Stückrad Gemeinschaften in der Provinz. Sie begleitet Menschen, die oft von Wut und Unmut beherrscht werden. Und die dennoch nie den Mut verlieren. Darüber hat sie ein bahnbrechendes Buch geschrieben.Auf einer Reise durch Peru wird der jungen Ethnologin Juliane Stückrad plötzlich klar, dass sie nicht die Rituale indigener Gesellschaften erforschen will. Ihr wahres Interesse gilt ihrer ostdeutschen Heimat, dem Leben am Rand und nicht zuletzt der eigenen Herkunft. Als teilnehmende Beobachterin erforscht sie von nun an die Lebens- und Arbeitswelt und den Wandel in vielen strapazierten Regionen. Sie geht auf Demonstrationen, sitzt mit den Dorfbewohnern am Tresen, besucht Familienfeiern und Gemeindefeste. Sie studiert Grabsteine, Autoaufkleber und Plakate. Ihr Buch präsentiert ungehörte und überhörte Geschichten, die gleichermaßen vom Mut wie vom Unmut künden. Geschichten, die Zugang zur Vielfalt ostdeutscher Lebenswelten bieten und Heimat als Veränderung, Erinnerung und Selbstbehauptung beschreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2023

Rezensent Simon Strauß bewundert die Beobachtungsgabe und den unprätenziösen, persönlichen Ton in diesem Buch der Ethnologin Juliane Stückrad. Wenn die Autorin anstatt in Peru oder Bolivien in Südbrandenburg forscht und die ostdeutsche Seele erkundet, fallen für Strauß Erkenntnisse ab - über regionale Mentalitäten, tiefgreifende Verletzungen und die "Kultur des Unmuts". Demnach wäre der "Jammerossi" ein westdeutsches Missverständnis, das im Nörgeln nicht die kollektivistische Abwehr dagegen erkennt, sich selbst in den Vordergrund zu rücken. Dass die Autorin ihre Thesen dazu nicht überbewertet, sondern "en passant" mitteilt, gefällt Strauß ebenso gut wie die kluge Dramaturgie des Forschungsberichts, der neben dem Unmut auch immer wieder den Mut in Ostdeutschland sucht und findet, wie der Rezensent anmerkt.
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