Julia Ebner

Massenradikalisierung

Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt
Cover: Massenradikalisierung
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518473146
Gebunden, 360 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Kirsten Riesselmann. Noch vor wenigen Jahren zielten Extremisten auf den Rand, auf Einzelgänger und weit Abgetriebene. Doch seit Corona, dem Sturm aufs Kapitol, dem Ukraine-Krieg ist Radikalisierung zum Massenphänomen geworden. Als Extremismusforscherin will Julia Ebner verstehen, warum so viele anfällig sind für radikale Ideen, welche Strukturen und Mechanismen dahinterstehen und was jetzt endlich unternommen werden muss im Kampf um Gerechtigkeit und Demokratie.Nach vielen Jahren wissenschaftlicher Arbeit, Recherche und zahlreichen verdeckten Einsätzen glaubte Julia Ebner ihren Forschungsgegenstand zu kennen. Doch mit der Pandemie beginnt eine ungeahnte Eskalation. Nun scheren in jedem Freundeskreis, in jeder Familie Leute aus: Massenbewegungen, rekrutiert aus der Mitte der Gesellschaft, entstehen - Querdenker, QAnon, Impfgegner -, radikal und brandgefährlich. Für Julia Ebner folgen intensive Beobachtung, online wie offline, wissenschaftliche Auswertung, riskante Undercover-Missionen, um den Bauplan der Massenradikalisierung freizulegen und laut Alarm zu schlagen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.2023

Gespannt liest Kritiker Kai Spanke Julia Ebners Buch zu Extremisten und Verschwörungstheoretikern: Die Autorin, die in Oxford zu den Themen forscht, überzeugt ihn davon, dass extreme Gruppen, seien es Leugner von Klimawandel und Corona, Rassisten oder QAnon-Mitglieder, längst kein Randphänomen mehr sind. Auf die Erzählstrategie Ebners lässt er sich gerne ein, ihm gefällt, wie sie es schafft, Anekdotisches und Analytisches so zu verbinden, dass ein nachvollziehbarer roter Faden entsteht, der dem Rezensenten oft ein reportagenhaftes Gefühl gibt. Besonders eindrücklich sind für ihn die Passagen, in denen die Forscherin von eigenen Erfahrungen und direkten Begegnungen mit Fundamentalisten berichtet. Von der Notwendig des Handels ist er nach der Lektüre auf jeden Fall überzeugt, auch wenn ein genauer Plan noch ausgehandelt werden muss, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.03.2023

Man muss sich bei der Lektüre des Buchs von Julia Ebner warm anziehen, warnt Rezensentin Christina Janssen - denn die Autorin erspare den Lesern bei den Recherchen in der extremistischen Seite des World Wide Web nichts: Identitäre Rassisten, QAnon und die Impfgegner-Szene: Ebner habe diese Szene, die in den USA ihren Anfang nahm, unter falschen Namen über fünf Jahre beobachtet, skizziert die Rezensentin das Setting. Ebners Warnung vor den Strategien, mit denen immer mehr Einfluss auf die Politik genommen würde, erschreckt Janssen. Auch, weil die Österreicherin, die am Institute for Strategic Dialogue forscht und große internationale Institutionen berät, sie am niedergeschriebenen Hass teilhaben lässt. Janssen folgt der Autorin bange, wenn sie mahnt, dass die extremistische "Empörungsmaschinerie" nur durch das konsequente Faktizitätskampagnen in Demokratien einzuhegen sei. Eindringlich und "emotional" geschrieben, lässt das Buch die Kritikerin an Erkenntnissen reicher, aber auch "deprimiert" zurück.