Jürgen Finger, Sven Keller, Andreas Wirsching

Dr. Oetker und der Nationalsozialismus

Geschichte eines Familienunternehmens 1933-1945
Cover: Dr. Oetker und der Nationalsozialismus
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406645457
Gebunden, 624 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit 24 Abbildungen und 4 Tabellen. Dr. Oetker war und ist eines der erfolgreichsten Familienunternehmen Deutschlands. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts dominierte es die Nische der Back- und Puddingpulverindustrie, expandierte aber schon in den 1920er Jahren nach Europa und in andere Branchen. Erstmals hat das Unternehmen nun einer Forschergruppe Zugang zu seinem Archiv gewährt, um seine Geschichte während des Dritten Reiches aufzuarbeiten. Dr. Oetker pflegte enge Beziehungen zur NS-Bewegung, zur Wehrmacht und zur SS. Das Unternehmen wurde zu einem der ersten "nationalsozialistischen Musterbetriebe". An der Spitze stand Richard Kaselowsky, der Mitglied des "Freundeskreises Reichsführer-SS" war. Rudolf-August Oetker wurde zum Wirtschafts- und Verwaltungsführer der Waffen-SS ausgebildet, ehe er die Nachfolge an der Firmenspitze antrat. Schon vor dem Krieg profitierte das Lebensmittelunternehmen vom "Rüstungsboom", und Oetker- Produkte fanden den Weg in die Feld- und Großküchen. Im Krieg galten sie an der "Heimatfront" als wichtiger Beitrag zur Versorgung der Zivilbevölkerung. Angesichts des allgegenwärtigen Mangels boten Pudding und Kuchen nach sparsamen Kriegsrezepten eine willkommene Abwechslung. Oetker erhielt deshalb Zugriff auf knapper werdende Rohstoffe und konnte so die eigene Marke durch den Krieg retten. Das Unternehmen profitierte zudem von der "Arisierung" jüdischen Besitzes, Zwangsarbeit gab es in der Lebensmittelfabrikation dagegen kaum.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.10.2013

"Respekt und Beachtung" verdient diese Studie über die Beziehung der Firma Dr. Oetker zum Nationalsozialismus, lobt Rezensent Rudolf Walther. Für ihn erzählt sie eine ganz normale Geschichte: Wie die Firma, von 1918 bis zu seinem Tod 1944, vom zweiten Ehemann der Witwe Rudolf Oetkers Richard Kaselowsky geleitet wurde. Dieser war gutbürgerlich, ein "Nationalsozialist des Herzens" mit besten Beziehungen zu Himmler und dessen "Freundeskreis Reichsführer SS". Kein brutaler Antisemit, nicht mal von Zwangsarbeit hat Oetker profitiert, so Walther, dafür profitierte man diskret von "Arisierungen" und ignorierte das Lager für Zwangsarbeit vor der Tür. Schade, dass die Studie so spät kommt, aber das "ist den Autoren nicht vorzuhalten", bemerkt Walther.
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