Joseph Andras

Die Wunden unserer Brüder

Roman
Cover: Die Wunden unserer Brüder
Carl Hanser Verlag, München 2017
ISBN 9783446256415
Gebunden, 160 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Hamm. Fernand Iveton ist dreißig, als er im November 1956 für die algerische Unabhängigkeitsbewegung in einem verlassenen Gebäude eine Bombe legt. Der Algerienfranzose will ein Zeichen setzen, ohne Opfer zu riskieren. Doch Iveton wird verraten und noch vor der Detonation verhaftet. Nach tagelanger Folter verurteilt ein Militärgericht in Algier ihn zum Tode, und unter Mitterrand, dem damaligen Justizminister Frankreichs, wird er am 11. Februar 1957 hingerichtet. Ein Franzose auf Seiten der Algerier ist nicht tragbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.09.2017

Rezensent Joseph Hanimann ist schwer beeindruckt von Joseph Andras' so sachlichem wie dunklem Debütroman um den 1957 vom französischen Militär in Algier hingerichteten Kommunisten Fernand Iveton. Dass Andras intellektuelle Pariser Debatten auslässt und stattdessen in Rückblenden Kindheit und erste Liebe des Helden in die finsteren Beschreibungen der Gefangenschaft einflicht, findet Hanimann sinnvoll. Besonders stark wirken auf ihn die Tatsachen, da der Autor trocken und streng schreibt, mit Sätzen "wie Faustschlägen". Auch der Verzicht auf Schuldzuweisungen und Schwarzweißmalerei nimmt den Rezensenten für den Text ein. Zum Schluss lobt Hanimann noch die Übersetzung durch Claudia Hamm.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2017

Rezensent Jürgen Ritte macht das Getue um die Autorschaft des Debütanten Joseph Andras nicht mit. Stattdessen konzentriert er sich auf die Erzählung. Die wahre Skandalgeschichte um den nach einem Attentatsversuch während des Algerienkrieges hingerichteten Kommunisten Fernand Iveton erzählt der Autor dermaßen gekonnt, dass Ritte an ein Debüt eigentlich nicht glauben mag, ohne Larmoyanz und Parteilichkeit, kühl, doch empathisch, fast wie Flaubert, meint Ritte. Wie Andras Attentat, Gefangenschaft, Verhandlung, Lebens- und Liebesgeschichte miteinander verbindet, scheint Ritte meisterhaft, auch in der Komposition.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.08.2017

Martin Oehlen wird mit Joseph Andras' Erzählung an die Greueltaten der französischen Armee im Algerienkrieg erinnert. Der im Buch verhandelte historisch belegte Fall des kommunistischen Algerienfranzosen Fernand Iveton geht dem Rezensenten unter die Haut. Andras' drastische Schilderungen von Folterung und Prozess, verbunden mit Familienszenen aus dem Leben des Opfers,  zeigt Oehlen die ganze Härte des französischen Staates bei der Algerienfrage. Die historische Einordnung im Anhang bietet dem Leser Orientierung, so Oehlen.