Jonathan Safran Foer

Wir sind das Klima!

Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können
Cover: Wir sind das Klima!
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462053210
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Stefanie Jacobs und Jan Schönherr. Der Klimawandel ist zu abstrakt, deshalb lässt er uns kalt. Jonathan Safran Foer erinnert an die Kraft und Notwendigkeit gemeinsamen Handelns und führt dazu anschaulich viele gelungene Beispiele an, die uns als Ansporn dienen sollen. Wir können die Welt nicht retten, ohne einem der größten CO2- und Methangas-Produzenten zu Leibe zu rücken, der Massentierhaltung. Foer zeigt einen Lösungsansatz auf, der niemandem viel abverlangt, aber extrem wirkungsvoll ist: tierische Produkte nur einmal täglich zur Hauptmahlzeit. Foer nähert sich diesem wichtigen Thema sehr persönlich und mit wachem Blick und großem Herz für die menschliche Unzulänglichkeit. Und das Beste: Seinen Lösungsansatz können Sie gleich in die Tat umsetzen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.10.2019

Für genau das richtige Buch hält Rezensent Thomas Kaspar diese Streitschrift des amerikanischen Autors Jonathan Safran Foer. Kaspar beschreibt es als nicht ganz so laut wie Foers Vegetarier-Manifest "Tiere essen", berichtet aber durchaus davon, dass Foer eine propagandistische Mobilisierung für das Klima fordert wie für die Landung der Alliierten in der Normandie. Denn auch als der Zweite Weltkrieg in Europa schon tobte und sich Informationen über Konzentrationslager verbreiteten, hätten sich viele Amerikaner nicht zum Handeln aufgefordert gefühlt. Aber nicht nur ein probates Lehrbuch über Massenpsychologie sieht der Rezensent in Foers Schrift, sondern auch eine Abhandlung über Gerechtigkeit. Dass der Autor zudem Fülle von Fakten über den Klimawandel in den Leser einhämmert, versteht sich in den Augen des zufriedenen Rezensenten fast von selbst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Joachim Müller-Jung stellt fest, dass es Jonathan Safran Foer vor allem um Mäßigung in der Klimadebatte zu tun ist. Gegen die zunehmende Polarisierung empfiehlt der Autor laut Rezensent ein neues "Wir" auf dem Weg zum gebotenen strukturellen Wandel. Vor der "Systemfrage", ob individuelles oder kollektives Handeln, drückt Safran Foer sich allerdings nicht, erläutert Müller-Jung, auch wenn er bloß metaphorisch antwortet.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.09.2019

Rezensent Johannes Kaiser glaubt, dass Jonathan Safran Foers Warnung bestimmt zu den persönlichsten und literarischsten Äußerungen zum Thema Klimawandel gehört. Da der Autor überzeugt ist, dass es den Menschen schwerfalle, sich emotional von bevorstehenden Ereignissen motivieren zu lassen, versucht er sich an einem aufrüttelnden Plädoyer gegen den Fleischkonsum, auch um seiner eigenen "Scheinheiligkeit" Grenzen zu setzen, so der Kritiker. Ihm zufolge lässt Foer dabei aber jene Bereiche völlig außer Acht, in denen über persönliche Verantwortung hinaus mit Gesetzen und Verordnungen einiges erreicht werden könnte, wie beispielsweise der Kohleausstieg.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.09.2019

Pünktlich zum Tag des Weltklimastreiks stellt der Dlf-Kultur Günther Wessels Kritik zu Jonathan Safran Foers "Wir sind das Klima!" online. Der Rezensent hat denn auch nur wenig an Foers persönlichen Gedanken zum Klimawandel auszusetzen, kennt er sie doch selbst nur allzu gut: Klimaschutz ist gut und wichtig, aber nur solange er nicht persönlich einschränkt. Anhand historischer Beispiele kann ihm Foer dann aber doch aufzeigen, wie ein gemeinsamer Wechsel der Gewohnheiten aussehen könnte - so erinnert sich Wessel dank Foer etwa an die Kampagne zur Polioimpfung in den USA, als Teenager Tanzveranstaltungen organisierten, an denen nur Geimpfte teilnehmen durften. Auch sprachlich und intellektuell erscheinen Wessel Foers Einlassungen "brillant" - umso bedauerlicher, dass der Autor nur individuelles und nicht politisches Handeln betrachtet, meint er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2019

Hier ist (wieder) ein Kritiker, dieses Mal Alex Rühle, der sich einigermaßen entnervt zeigt vom Klima-Buch des Schriftstellers Jonathan Safran Foer. Anfangs freut er sich darüber, dass keine typisch deutsche Faktenhuberei betrieben wird. Dann aber wird ihm die Anhäufung von "Einstiegsstories" - bis endlich von der Massentierhaltung die Rede ist - doch etwas zu viel. Diese Mischung aus vielen Geschichten und angeblichen Analogien - die zum Holocaust empfindet er als besonders misslungen "(sind die CO₂-Moleküle dann die Nazis oder was?)" hat ihn ermüdet und verärgert. Und auch er legt den Finger auf eine weitere Wunde, die das Denken von Foer seiner Meinung allzu sehr bestimmt, nämlich die Totalität der Privatheit des moralisch gequälten Einzelnen und die damit einhergehende Abwesenheit von Politik. Am Ende ist der verstimmte Kritiker froh, dass es die Bewegung Fridays for Future gibt, die immerhin in der Lage ist, an die Politik zu appellieren.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.09.2019

Einerseits gibt es viel Lob von Rezensentin Elisabeth von Thadden für das immer wieder Brillante dieses Buchs. Andererseits aber beurteilt sie das ganze Unterfangen als vergeblich. Foer hat es sich nicht leicht gemacht, lesen wir. Er mischt die Geschichte des steigenden Konsums mit der des Widerstands und versucht, die Charakteristika eines Narrativs zu finden, die wirklich zum Umdenken eines ganzen Kollektivs führen könnten. Dabei sucht er immer wieder nach Analogien, etwa die Politik Franklin D. Roosevelts oder die Geschichte des polnischen Gesandten Karski, der in Washington von Auschwitz berichtete und dem nicht geglaubt wurde. Das kippt bei Foer leider bald um ins "Lachhafte" und sogar "Geschmacklose", ärgert sich die Rezensentin. Es fehlt ihr bei Foer auch Präzision und Analyse. Sogar eine gewisse Entpolitisierung wirft Elisabeth von Thadden dem Autor vor. Denn er ziele auf den Einzelnen als Mitschuldigen an der Klimakatastrophe, die auch der Einzelne durch sein Verhalten abzuwenden habe. Die am Ende schwer verärgerte Rezensentin attestiert dem Autor, hier im Grunde "ein Schreckensbild vom Ende der Politik" vorgelegt zu haben.