Joachim Meyerhoff

Alle Toten fliegen hoch

Teil 1: Amerika. Roman
Cover: Alle Toten fliegen hoch
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462042924
Gebunden, 320 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

"Mit achtzehn ging ich für ein Jahr nach Amerika. Noch heute erzähle ich oft, dass es ein Basketballstipendium war, aber das stimmt nicht. Meine Großeltern haben den Austausch bezahlt." So beginnt der erste Roman von Joachim Meyerhoff, der seinen Ich-Erzähler aus der norddeutschen Provinz in die Weiten des amerikanischen Westens führt - und in ein Wechselbad der Gefühle. Entscheidend ist der selbstironische, empfindsame, pointiert-witzige Ton: Von der ersten Seite an folgt der Leser dem jugendlichen Helden, der sich aufmacht, einen der begehrten Plätze in einer amerikanischen Gastfamilie zu ergattern. Aber schon beim Auswahlgespräch in Hamburg werden ihm die Unterschiede zu den weltläufigen Großstadt-Jugendlichen schmerzlich bewusst. Konsequent gibt er sich im alles entscheidenden Fragebogen als genügsamer, naturbegeisterter und streng religiöser Kleinstädter aus - und findet sich bald darauf in Laramie, Wyoming wieder, mit Blick auf die Prärie, Pferde und die Rocky Mountains. Der drohende "Kulturschock" bleibt erst mal aus, der Stundenplan ist abwechslungsreich, die Basketballsaison steht bevor, doch dann reißt ein Anruf aus der Heimat ihn wieder zurück in seine Familie nach Norddeutschland - und in eine Trauer, der er nur mit einem erneuten Aufbruch nach Amerika begegnen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.06.2011

Detlef Kuhlbrodt bringt diesem autobiografischen Roman von Joachim Meyerhoff schon deshalb Sympathie entgegen, weil beide, Autor und Rezensent, dieselben norddeutschen Wurzeln teilen, wie Kuhlbrodt bekennt. Aber nicht nur die schleswig-holsteinischen Kindheitserinnerungen, sondern auch jene Passagen, in denen Meyerhoff seine Zeit als Austauschschüler in Wyoming schildert, haben den Rezensenten berührt. Ein "best of Jugend" sei das Ganze, vorgetragen in einem zurückhaltenden Ton, der Ernsthaftigkeit und Komik vereint. Spiegel sind ein hervorragendes Motiv, stellt Kuhlbrodt ferner fest: So registriere der Erzähler immer wieder mit amüsierter Verwunderung, wie sein Spiegelbild sich im Laufe der Jahre verändert. Es ist diese Distanz des Erzählers zu sich selbst, die Tatsache, dass sich "der Autor immer wieder seiner selbst vergewissert", die es dem Rezensenten offensichtlich angetan hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.04.2011

Sichtlich sehr angetan ist die Rezensentin Wiebke Porombka von diesem ersten Teil der Romanfassung von Joachim von Meyerhoffs ursprünglich mit großem Erfolg fürs Theater geschriebenem autobiografischen Werk. Das mit dem Roman müsse man sowieso nicht weiter ernst nehmen, meint die Rezensentin, die Geschichte einer ziemlich stinknormalen Achtziger-Jahre-Provinzjugend in Deutschland stimme schon deshalb so genau, weil das meiste von Meyerhoff selbst erlebt sein dürfte. "Amerika" heißt dieser erste Teil aus einem einfachen Grund: Ein Jahr lang war der Erzähler zum Austausch in den USA, irgendwo in Wyoming. Die Distanz zu den deutschen Verhältnissen tue den Beschreibungen einerseits gut, andererseits erfahre man auch vieles (und nicht nur Gutes) über das Gastfamilienleben in den Vereinigten Staaten. So oder so aber hatte Porombka Wiedererkennungserlebnisse und großen Spaß.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2011

Rezensent Christoph Schröder ist von Joachim Meyenhoffs Erinnerungsbericht seiner Zeit als Austauschschüler in einer amerikanischen Gastfamilie in Wyoming absolut begeistert, und er findet es besonders erwähnenswert, dass hier ein Bühnenstück ausgesprochen gelungen in Buchform gebracht worden ist. Sehr kurzweilig und keineswegs als Selbstüberhebung kommen Meyenhoffs Erfahrungen daher, die sich durch besondere Authentizität und vor allem eine große Neugier und Unvoreingenommenheit gegenüber allem Ungewohnten auszeichnen, wie der Rezensent betont. Wie der Autor und Schauspieler, der mit seinen inzwischen auf sechs Teile angewachsenen Bühnenprogramm im Wiener Burgtheater sehr erfolgreich ist, aus den assoziationsreich erzählten Episoden das stimmige Bild sowohl seiner Heimatfamilie wie der amerikanischen Gastfamilie zu entwickeln weiß, beeindruckt den Rezensenten. Er lobt die große Beobachtungsgabe und den feinen Humor Meyenhoffs. Und dass der Autor dabei nicht wirklich zwischen Fakten und Fiktion, Erinnerung und Erfindung unterscheiden kann, ist dem Rezensenten schon allein deshalb egal, weil er das Ganze so brillant und klug dargeboten sieht.
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