Joachim Gauck

Winter im Sommer - Frühling im Herbst

Erinnerungen
Cover: Winter im Sommer - Frühling im Herbst
Siedler Verlag, München 2009
ISBN 9783886809356
Gebunden, 345 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

In Zusammenarbeit mit Helga Hirsch. Eine Schlüsselfigur der jüngsten deutschen Geschichte erinnert sich: Joachim Gauck, engagierter Systemgegner in der friedlichen Revolution der DDR und herausragender Protagonist im Prozess der Wiedervereinigung als erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Joachim Gauck verlebte seine Kindheit in einem Dorf an der Ostseeküste. Später studierte er Theologie in Rostock und fand seinen Weg in die Kirche in Mecklenburg. Distanz zum DDR-System prägte seine Tätigkeit von Anfang an. Wie selbstverständlich wurde er Teil einer kritischen Bewegung und schließlich zu einer Symbolfigur im Umbruch von 1989. Nach dem Mauerfall übernahm Gauck politische Verantwortung, er wurde Abgeordneter im ersten freien Parlament der DDR und erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Der Kampf gegen das Vergessen und Verdrängen blieb als Redner und Kommentator sein großes Thema, auch als er nach zehn Jahren aus dem Amt ausschied.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.01.2010

Als Freiheitslehre und Berichte vom Erlernen des aufrechten Gangs hat mit großem Eindruck Alexander Cammann diese Lebenserinnerungen gelesen. Angefangen mit dem Bericht der Gulag-Haft von Joachim Gaucks Vater bis hin zu den sehr privaten Aspekten seines politischen Engagements skizziert Cammann wesentliche Linien dieser Biografie. Auch dass Gauck sich nicht zum Dissidenten stilisiert, sondern stattdessen psychologisch präzise die "zwangsläufigen Mechanismen eines oppositionell-regimefernen Alltags" schildert, rechnet Cammann Gauck hoch an. Doch eine sehr sprunghafte Erzählweise, die Vieles nicht recht auszuformen weiß, verhindert aus Sicht des Kritikers, dass dies Buch in den Kanon der großen deutschen Erinnerungsliteratur aufgenommen werden kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.01.2010

Rezensentin Renate Meinhof ist voll des Lobes für das Buch des Rostocker "Revolutionspastors" und Initiators des Stasiunterlagengesetzes Joachim Gauck. Eine Erinnerungsliteratur wie diese, geschrieben mit solch sprachlicher Kraft, schöpfend aus einem solchen Reichtum an Erlebtem und immer verwoben mit dem Leben der anderen, Opfer und Täter der DDR-Diktatur, kann Meinhof nur jedem empfehlen, der die DDR verstehen möchte - als Trauma wie als Sehnsuchtsort. Dass Scham, Reue und Versöhnung keine leeren Worte sein müssen, lernt sie von diesem Autor. Ebenso, dass es richtig war, die Stasi-Akten öffentlich zu machen und damit die Wahrheit. In Meinhofs Verständnis hat Gauck vor allem eine Hommage an die Freiheit verfasst und an die Sehnsucht danach, und er hat, wie sie findet, berührende Bilder dafür gefunden, wie das vom Strandgut aus der westlichen Welt, Plastiktüten, Flaschen, Dosen, das die eingeschlossenen Menschen in der DDR wie Schätze hüten konnten. So, meint sie, wird Geschichte lebendig vermittelt.
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