Janet Lewis

Verhängnis

Roman
Cover: Verhängnis
dtv, München 2020
ISBN 9783423282338
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel. Mit einem Nachwort von Julia Encke. In den Gassen von Paris geht ein Pamphlet von Hand zu Hand: Es diffamiert Ludwig XIV. und seine Mätressenwirtschaft. Der Sonnenkönig tobt und verlangt, den Urheber unverzüglich dingfest zu machen. Als das Flugblatt dem jungen Buchbinder Paul in die Finger kommt, schmiedet er zusammen mit seiner Geliebten Marianne, der Frau seines Meisters, einen perfiden Plan: Sie wollen dem Meister die skandalöse Schrift unterschieben und ihn an die Polizei verraten - und dann wie das Staatsoberhaupt frei in Lust und Laster leben. Aber Paul und Marianne ahnen nicht, welche fatalen Folgen ihre Intrige haben wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.06.2021

Rezensent Kai Sina warnt davor, sich vom Titel des Buches irreführen zu lassen. Mit einem Krimi a la Stieg Larsson hat Janet Lewis' Roman nämlich nichts zu tun. Stattdessen zeichnet die Autorin sehr akribisch ein Historiengemälde vom Hof des Sonnenkönigs und dem Paris der Buchbinder im 17. Jahrhundert, wo sich eine Intrige abspielt, auf die der König seinen Polizeichef ansetzt. Richtig spannend wird das laut Sina deswegen nicht, weil die Autorin sich immer wieder in Einzelheiten, wie religiösen Bräuchen oder Alltagsgeschichte verliert. Wer den Realismus des 19. Jahrhunderts schätzt, kommt auf seine Kosten, meint Sina.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.12.2020

Rezensentin Anne Kohlick freut sich, dass die Wiederentdeckung von Janet Lewis mit diesem Band fortgesetzt wird. Die 1899 geborene amerikanische Autorin erzählt in diesem Roman (für die Recherchearbeit bekam sie 1950 ein Stipendium in Paris, informiert Kohlick) von einer Intrige am Hof von Ludwig XIV, die eine Buchbindergattin und deren Geliebten involviert. Dabei erinnere Lewis' chronologisch erzählter Roman voller "präziser, aber nie ausufernder" Beschreibungen des Paris von 1694 in seiner Sprache an die großen französischen Autoren des 19. Jahrhunderts wie Stendhal oder Maupassant, lobt Kohlick. Anders als ihre Vorbilder konzentriere sich Lewis jedoch auf eine weibliche Perspektive, und wie sie dabei die Machtverhältnisse zwischen dem geheimen Liebespaar auslotet, findet die Rezensentin besonders modern an diesem auch sonst "spannenden" Roman.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2020

Rezensent Gustav Seibt rät zwar dringend zur Entdeckung der 1998 im Alter von 99 Jahren verstorbenen amerikanischen Schriftstellerin Janet Lewis, deren dritter historischer Roman nun auf Deutsch vorliegt. Um eine Hilary Mantel handelt es sich bei Lewis allerdings nicht, räumt der Kritiker ein. Auch wenn Seibt in der Geschichte um König Ludwig XIV., der hier ein kritisches Pamphlet zu seinem Liebesleben in seiner Serviette entdeckt und alles daran setzt, den Verfasser ausfindig zu machen, tief in die Welt des 17. Jahrhunderts eintaucht, dabei von Zahnbehandlungen, Polizeipersonal, Verkehr, Wirtshausleben, Speisen und Mietverhältnissen detail- und kenntnisreich erfährt, erkennt er durchaus die "Alterung" des 1959 erstmals erschienenen Romans. Die Darstellung der Frauenfiguren wirkt ein wenig in die Jahre gekommen, auch Lewis' "psychologische Einfühlung" harmoniert nicht recht mit dem geschichtswissenschaftlichen Anspruch des Romans, meint der Kritiker, der hier dennoch viel gelernt hat.
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