Jacob S. Eder

Holocaust-Angst

Die Bundesrepublik, die USA und die Erinnerung an den Judenmord seit den siebziger Jahren
Cover: Holocaust-Angst
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835333772
Gebunden, 365 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jörn Pinnow. Der Umgang der amerikanischen Politik, Kultur und Gesellschaft mit dem Holocaust hat dessen Nachgeschichte seit den siebziger Jahren weltweit geprägt - ob durch die Fernsehserie "Holocaust", das Washingtoner Museum, den Film "Schindlers Liste" oder die Goldhagen-Debatte. Wie hat man in Deutschland auf diese Entwicklung reagiert? Auf der Basis erstmals zugänglicher Quellen zeigt Jacob S. Eder, dass das Umfeld von Helmut Kohl, aber auch der Kanzler selbst, die zunehmende Beschäftigung der Amerikaner mit dem nationalsozialistischen Judenmord als Gefahr für die politischen Interessen und das Ansehen der Bundesrepublik betrachteten. Vor allem amerikanische Juden und jüdische Organisationen galten als Gegenspieler, denen man bisweilen unlautere Motive unterstellte. Bonn versuchte deshalb, den Diskurs in den USA gezielt zu beeinflussen und ihm ein positives Deutschlandbild entgegenzusetzen. Im Laufe der neunziger Jahre wurde freilich klar, dass der Umgang des Auslands mit dem Holocaust nicht zu steuern war - und wie wichtig ein eindeutiges Bekenntnis zur historischen Verantwortung ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.09.2020

Mit dieser Studie kann Historiker J.S. Eder überzeugend nachweisen, dass Helmut Kohl das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin nicht aus historischer Betroffenheit erbauen ließ, erklärt Rezensent Micha Brumlik: Weil in den USA ein Holocaust Memorial Museum geplant wurde, befürchtete der Kanzler, Deutschland werde als Nation von Schuldigen in Erinnerung bleiben; diese Angst wurde auch von Antisemitismus gespeist, hat der Kritiker gelernt. Er empfiehlt die Lektüre jedem, der Deutschland und seine Geschichte verstehen will.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2020

Rezensentin Barbara Distel, die lange die Gedenkstätte Dachau leitete, liest Jacob S. Eders Studie von 2016 mit großem Interesse, auch oder gerade, da die deutsch-amerikanischen Beziehungen gerade (wieder) auf dem Prüfstand stehen. Die große Rechercheleistung des Autors anerkennend, folgt sie Eder durch fünf Kapitel, in denen der Autor die kontroverse Geschichte der Erinnerungskultur zum Holocaust in den USA und in der BRD unter Kohl auffächert. Wie Kohl versuchte, die Haltung der amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber der BRD zu beeinflussen, indem er auf den Widerstand im "Dritten Reich" und die Demokratie in der jungen BRD verwies, scheint Distel lesenswert, eindringlich und dicht in der Darstellung.
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