Irene Nemirovsky

Jesabel

Roman
Cover: Jesabel
Albrecht Knaus Verlag, München 2006
ISBN 9783813502824
Gebunden, 224 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. An einem Sommertag im Jahre 1935 steht in Paris eine elegante ältere Frau vor Gericht. Sie soll ihren 20-jährigen Liebhaber ermordet haben. Die Menge der Schaulustigen ist groß, denn Gladys Eysenach ist keine Unbekannte, sondern eine der schönsten, reichsten und begehrtesten Frauen ihrer Zeit. Ohne Zögern gesteht sie die Tat. Ein Raunen geht durch den Saal. Wie konnte aus dieser kultivierten Dame eine Mörderin werden? In der Rückschau wird Gladys Eysenachs Leben erzählt. Auf einem Ball begegnen dem fröhlichen, attraktiven und lebenslustigen Mädchen zum ersten Mal die Blicke der Männer. Sie spürt die wohlige Lust,begehrt zu werden. Schon bald wird sie süchtig nach Männern, die ihr zu Füßen liegen. Sie berauscht sich an der Macht und genießt die kurzen Augenblicke der Eroberung. Doch ihre Begierde wächst immer weiter, ist unstillbar. Die Jahre vergehen, und Gladys unternimmt alles, um jung und schön zu bleiben. Ängstlich sieht sie ihre Tochter Marie-Therese heranwachsen, hält sie klein, damit kein verräterischer Hinweis auf das wahre Alter der Mutter nach außen dringt. Immer stärker werden die Selbsttäuschungen. Unsicherheit und Panik nisten sich ein. Den Wunsch ihrer Tochter, heiraten zu dürfen, wehrt sie hysterisch ab. Als Marie-Therese ihr mitteilt, dass sie sich heimlich verlobt hat und schwanger ist, kommt es zum endgültigen Bruch. Mit allen Mitteln versucht Gladys, die persönliche Schmach eines Enkelkinds zu verhindern. Jahre später wird sie von einem Studenten auf der Straße angesprochen. Und ihr perfekt konstruiertes, zeitlos junges Leben gerät von einem Tag auf den anderen ins Wanken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2006

Hat man Irene Nemirovskys Romanfragment "Suite francaise" gelesen, für den die 1942 in einem deutschen Konzentrationslager umgebrachte Autorin postum mit dem Prix Renaudot geehrt wurde, ist man von der scheinbaren Trivialität des frühen Romans "Jesabel" zunächst irritiert, warnt Hannelore Schlaffer. Eine ehemals sehr schöne Frau wehrt sich gegen den eigenen Alterungsprozess und erschießt ihren Enkel, der sie mit der Anrede "Großmutter" traktiert. Die Geschichte sei sowohl als Allegorie auf die untergehende Bourgeoisie als auch als ein religiöses "Mysterienspiel" zur Vergänglichkeit zu lesen, informiert die Rezensentin. Die staffageartigen Figuren dieses Buches seien allesamt "Marionetten" in einem "Welttheater", erklärt Schlaffer, die schon hier das spätere Meisterwerk "Suite francaise" angelegt sieht.
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