Inge Merkel

Sie kam zu König Salomo

Roman
Cover: Sie kam zu König Salomo
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2001
ISBN 9783902144003
Gebunden, 197 Seiten, 18,87 EUR

Klappentext

"Die Königin von Saba hört vom Ruf Salomos und kam, um ihn mit Rätselfragen auf die Probe zu stellen" - so eröffnet die Heilige Schrift den knappen Bericht von der Begegnung der beiden Herrscher. Im Zentrum steht Salomo: seine Weisheit, sein Reichtum, ausgeblendet bleibt die Figur der Königin. Doch im Verborgenen keimen Gerüchte. An diesen über Jahrhunderte verstreuten Brocken eines ehemals gigantischen Klatschgebildes - eine äthiopische Quelle spricht davon, dass die Königin vor Sehnsucht geweint habe - entzündet sich die Phantasie Inge Merkels. In ihrem Roman treffen sich König und Königin, des Brokats entkleidet, als Mann und Frau, messen sich aneinander, begehren, wollen verführen und verführt werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.08.2001

Für die Romane der Wiener Altphilologin Inge Merkel war die Kritik in der Regel des Lobes voll, und auch für ihre Neuerscheinung findet Hans Christian Kosler nur positive Worte. Dies gilt für Sprache und Inhalt gleichermaßen. Kosler findet interessant, dass das historisch belegte Zusammentreffen der Königin von Saba mit dem weisen König Salomo, das in der Historie als bloßes Handelsabkommen verbucht wird, hier eine persönliche, ja nahezu erotische Komponente erhält. Merkels Romanentwurf ist für ihn eine "sehr geistreiche und souveräne erotische Enklave innerhalb des Mahlstroms und Mainstreams an zeitgenössischer Girlie-Produktion". Kosler erwähnt, dass Merkel alle Tonarten, von der gehobenen Konversation bis zum Derben beherrscht, obwohl dieser Tatbestand für den Leser ihrer Bücher wohl eher selbstverständlich ist. Als Besonderheit hebt er jedoch hervor, dass dieses Buch von der Kunst der Anspielungen, Nuancen und Aussparungen lebe, deren Stellenwert um so größer sei, je näher sich die beiden Regenten kommen. In diesen Textpassagen stehe "die Lust, sich mit Gedanken und Worten zu umarmen" im Vordergrund, konstatiert er beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2001

Ursula März hält die österreichische Schriftstellerin Inge Merkel für einen ungewöhnlichen Fall. 1982 veröffentlichte die promovierte Lehrerin, bereits 60 Jahre alt, ihren ersten Roman und ließ weitere folgen, informiert die Rezensentin. Stets habe die Wienerin sich der großen letzten Dinge angenommen: Glaube, Liebe, Tod, Schöpfung und Apokalypse, die Verbundenheit zwischen Mann und Frau. Darum geht es auch in ihrem neuen Roman. Die Annäherung zwischen Königin Saba und König Salomon erfolgt bei Merkel sukzessive. Das hat März besonders gut gefallen. In jedem Dialog kommen sich die beiden Regenten näher, wenn auch am Ende dringende Regierungsgeschäfte der Königin einer längeren Verbindung im Wege stehen. Aber bis dahin ist die Rezensentin jedenfalls in einen Spannungszustand gefallen, der in der Literatur seinesgleichen sucht, meint März. Merkels neuer Roman ist für die Rezensentin ein zeitloses Schauspiel der entstehenden Liebe. Und zeitlos findet sie den Roman sowieso, wenn auch die erzählerische Grundlage eine biblische ist.
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