Ilija Trojanow

EisTau

Roman
Cover: EisTau
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446237575
Gebunden, 172 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Ein Mann, der die Gletscher so sehr liebt, dass er an ihrem Sterben verzweifelt: Zeno hat sein Leben als Glaziologe einem Alpengletscher gewidmet. Als das Sterben seines Gletschers nicht mehr aufzuhalten ist, heuert er auf einem Kreuzfahrtschiff an, um Touristen die Wunder der Antarktis zu erklären. Doch auf seiner Reise verzweifelt er an der Ignoranz der Urlauber, der mangelnden Achtung vor der fremden Welt und der fortschreitenden Schmelze des Eises. Ilija Trojanows Roman erzählt von einem Mann, der auszieht, um für die Gletscher zu kämpfen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2012

Achtung hat Sibylle Birrer schon vor diesem Autor, der sich immer wieder mit Aplomb und literarischer Kompetenz einer höchst löblichen Aufklärungsaufgabe stellt. Allerdings kann sich Birrer nicht dazu durchringen, die Übertragung von Ilija Trojanows Sendungsbewusstsein in Literatur auch als gelungen zu bezeichnen. Der im Polarmeer als Touristenführer herumschippernde Held dieses Romans etwa, der langsam die Nerven verliert, scheint Birrer als Erzähler nicht recht zu überzeugen. Jedenfalls scheinen die Thesen und Traktate hinter ihm größer zu sein als die vorbeiziehenden Eisberge. Für Birrer mehr ein "1-Mann-Schattentheater" denn ein Roman.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2011

Nicht gelungen scheint dieser Roman dem Rezensenten Tilman Spreckelsen (der als Alternative Jo Lendles Roman "Alles Land" über den Polarforscher Alfred Wegener empfiehlt). Die Figur des Gletscherforschers, der aus Verzweiflung über den Klimawandel seine Wissenschaft aufgibt und sich als wissenschaftlicher Begleiter von Kreuzfahrten in die Antarktis verdingt, kommt Spreckelsen thesenhaft und papieren vor. Trojanows Prosa und Bilder scheinen ihm plump. Nur in manchen Momenten, etwa wenn der Held vor dem Fernseher "eine Lawine anfeuert, noch mehr menschliche Behausungen unter sich zu begraben", zeigt sich ihm trojanows Talent zur Verdichtung.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Nein, Wolfgang Büscher mag diesen Roman nicht, in dem Ilija Trojanow einen Gletscherforscher aus Abscheu vor der Menschheit, die kein Erbarmen mit der Natur kennt, selbst zu recht drastischen Mitteln greift. Diese Fantasien, wonach die Erlösung der Welt eine Erlösung von den Menschen ist, kennen laut Büscher nur zwei Wege: links zum Ökoterrorismus, rechts zum Opfertod. Ein solcher als Naturliebe getarnter Menschenhass ist dem Rezensenten nicht geheuer. Außerdem möchte er auch zu Protokoll geben, dass die Menschheit so einige Schläge von der Natur hat hinnehmen müssen, und die grassierende Faszination für das Eis kann er sich auch nicht wirklich erklären. Und mit Lubitschhaftem Humor meint Büscher: Trojanows seltsame Weltanschauung macht mit der Literatur das, was der Mensch der Erde antut.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.09.2011

Der Anspruch ein wenig eitel, das Resultat leider ein bisschen enttäuschend, so beschreibt Ulrich Rüdenauer seine Erfahrungen mit dem neuen Buch des Weltenbummlers Ilija Trojanow. Was der Autor vor Jahren schon in einer gelungenen Reportage über seine Reise in die Antarktis aufgeschrieben hat, findet Rüdenauer nun als Roman wieder, mit einer tragikomischen Umweltschützerfigur in der Hauptrolle und Pathos in der Rede. So wundert es denn nicht, wenn dem Rezensenten ausgerechnet jene Passagen gefallen, die nahe an der Reportage sind, etwa, wenn es um das Innenleben der Gletscher geht. Alles künstlich Aufrüttelnde stört ihn hier eher. Um die gewünschte Wirkung zu erzeugen, meint er, fehlt dem Text die nötige Wucht.
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