Hugo Claus

Unvollendete Vergangenheit

Roman
Cover: Unvollendete Vergangenheit
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2001
ISBN 9783608934953
Gebunden, 174 Seiten, 17,13 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert. Noël, der in seiner Jugend vom Fahrrad fiel und seitdem etwas konfus ist, wittert Ungeheuerliches. Denn kürzlich, so sagen die Leute, sind zwei Mädchen verschwunden, spurlos. Noël hat einen Verdacht, und er beschließt, die Sache in die Hand zu nehmen. Komprimiert inszeniert Hugo Claus den Verlauf eines Wahns. Was im Verhör Noëls durch einen alten Kommissar ans Tageslicht kommt, ist das Psychogramm einer Kleinstadt-Gesellschaft, spießig und heimtückisch. Judith, die Tochter einer Prostituierten, die von algerischen Fundamentalisten verfolgt wird; ein aalglatter Rechtsanwalt; unter der Hand weitergegebene Fotos von kleinen Mädchen; die schlimme Söldner-Vergangenheit des Bruders von Noël ? das sind die Ingredienzen in diesem Spiel, bei dem mehrere Menschen ihr Leben verlieren. Noël räumt auf, und er hinterläßt dabei eine breite Blutspur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.06.2001

"Unvollendete Vergangenheit", ein Roman in Verhörform, ist zwar 1998 im niederländischen Original erschienen, der Autor ist aber Belgier. Dieses Detail ist für den Roman von großer Bedeutung, betont Bruno Preisendörfer, denn es gehe hier um ein Thema, dass wie Preisendörfer meint, "einen belgischen Namen" habe, denn unweigerlich müsse man bei dem verrückten Serienkiller, den Hugo Claus entwirft, an den belgischen Mädchenmörder Marc Dutroux denken. Hugo Claus ist für Preisendorfer einer der Meister der europäischen Gegenwartsliteratur, und auch wenn er dessen neuen Roman nicht für eines seiner Hauptwerke hält, sieht er ihn als gekonnte literarische Reaktion auf die Wirklichkeit, "deren Schrecken als erfunden kaum zu glauben wären".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2001

Seltsame Textur, die sich zwar als Roman bezeichnet, laut Rezensent Hermann Wallmann jedoch eher "ein amorpher dramatischer Dialog" ist. Für Wallmann drückt sich in dieser Diskrepanz so etwas wie ein Zweifel an der Erkennbarkeit der Welt aus: "Der Roman führt gleichsam ein Theaterstück vor, er erfindet keine Wirklichkeit, sondern eine Fiktion". Dass der Leser etwas ratlos aus der Wäsche guckt, wenn ihm solcherart "'sex and crime', archaisch und blutig wie bei Sophokles und Shakespeare", serviert wird, scheint Wallmann ganz in Ordnung zu finden. Dem Autor und seinem Buch als einer "Art Topografie des kleinbürgerlichen Terrors" geht es da ja nicht anders.
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