Henning Ahrens

Tiertage

Roman
Cover: Tiertage
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100005267
Gebunden, 284 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Es ist ein heißer Sommer, im Dorf kennt jeder jeden. Man sucht Abkühlung im Baggersee. Da entsteigt Miranda Schmid den Fluten, die mit ihrer Familie ins grüne Haus gezogen ist, und die Welt ist auf einmal eine andere für Rudolf Wolters, den Stilllebenmaler, Viktor Hoppe, den Englischlehrer, und auch für Asta Frey, die im Roadster quer durchs Land von Coaching zu Training saust. Im Hinterland der Natur liegt die Provinz, aber die Natur der Liebe, wie wir wissen, ist überall gleich. Da wird aus Nachbarschaft schnell Leidenschaft und Treue wird zur Tragik. Als dann der Wilde Mann auftaucht und wahllos Tiere tötet, muss endlich gehandelt werden. Die Hilfe naht von unerwarteter Seite: von Mr. Allyours, dem Hasen, und seinem Freund, dem Reiher Fledgling McFeather.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.08.2007

Mit intellektuellem und sinnlichem Vergnügen hat Rezensent Nico Bleutge Henning Ahrens? neues Buch gelesen, dessen Form seinem Eindruck zufolge dem Kinderbuch ebenso viel wie dem Krimi verdankt, und in dem er Anklänge an das Werk des frühbarocken Sprachwissenschaftlers Caspar von Stieler ebenso wie an das Kinderbuch "Die Häschenschule" gefunden hat. Aus Sicht des Rezensenten setzt der Autor seine Wirklichkeit aus vielen unterschiedlichen Perspektiven und literarischen Versatzstücken zusammen. Ahrens und seiner Geschichte aus einem niedersächsischen Dorf namens Sarsum, in das das Böse Einzug hält, bescheinigt Bleutge außerdem großen Sinn für Humor, eine Vorliebe für verschlungene Welten und "onomatopoetische Verben" (worunter Begriffe wie "tuckertucken", "flügelflappen" oder "knisterknacken" zu verstehen sind). Aber nicht nur ins Dorf mit seinen Arbeiterhäusern und der Fabrik in der Ferne führt Ahrens den Rezensenten, sondern auch in das Reich der Hasen und Wildschweine drum herum, deren Welt Bleutge um einiges aufgeräumter als die der Menschen erscheint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.05.2007

Ganz hingerissen zeigt sich Rezensent Hans-Peter Kunisch von Henning Ahrens' Roman über einen Sommer in der Provinz. Er hat sich bei der Lektüre des Romans, der atmosphärisch zwischen seinen ironisch-realistischen, wirklichkeitssatten Beschreibungen einerseits und einer "flirrenden Irrealität" andererseits schwankt, bestens unterhalten. Die "Irrealität" führt er zurück auf die Mischung des schrulligen Personals, das den Roman bevölkert: neben mehrheitlich gestrandeten menschlichen Existenzen treten auch redebegabte Tiere auf, etwa der Rammler Mr. Allyours. Ein "riskanter Versuch", zwei Wirklichkeitsebenen gleichwertig nebeneinander zu stellen, den Kunisch offensichtlich gelungen findet. Ein Genuss ist für den Rezensenten auch die Sprache des Romans, die sich durch Leichtigkeit, Verspieltheit und Temporeichtum auszeichnet. Als "leichtfüßig-locker verwirklichtes" Stilprinzip des Romans erscheint ihm die Umkehrung. So gehe es etwa Mr. Allyours um bürgerliche Liebe, während die Menschen-Männer angesichts der Attraktivität Mirandas zu Tieren werden. Auch die allmähliche Wendung des Romans von heiter zu tragisch fällt für ihn unter dieses Prinzip.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2007

Sehnsuchtsvoll und schwärmerisch geht es zu in Henning Ahrends bisher bestem Roman, wie Christoph Schröder feststellt. Mensch und Tiere bevölkern hier in phantastischem, "gleichberechtigtem Nebeneinander" das niedersächsische Dorf Sarsum, vereint in ihrem unglücklichen Liebesverlangen, unter dem der Rammler Mr. Allyours ebenso leidet wie etwa der Maler Rudolf Wolters, und bedroht von zukünftigen Ereignissen in Gestalt eines Pferderappers. Die sprachmächtigen Tiere gehörten zum "poetologischen Konzept", wie es die Literaturgeschichte aus der Fabel kennt, erläutert der Rezensent, sie verfügen über eine Art seismographische Wahrnehmung, die den Menschen nicht gegeben ist. Ansonsten bewundert der Kritiker die Leichtfüßigkeit und den Wortreichtum des Autors, der eben auch Lyriker und Übersetzer ist, und kann diesen "buchstäblich berührenden, witzigen, traurigen Roman" über Herzensangelegenheiten nur empfehlen.
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