Helga Schubert

Vom Aufstehen

Ein Leben in Geschichten
Cover: Vom Aufstehen
dtv, München 2021
ISBN 9783423282789
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Drei Heldentaten habe sie in ihrem Leben vollbracht, erklärt Helga Schuberts Mutter ihrer Tochter: Sie habe sie nicht abgetrieben, sie im Zweiten Weltkrieg auf die Flucht mitgenommen und sie vor dem Einmarsch der Russen nicht erschossen. Mehr als zehn Jahre steht Helga Schubert unter Beobachtung der Stasi, bei ihrer ersten freien Wahl ist sie fast fünfzig Jahre alt. Doch erst nach dem Tod der Mutter kann sie sich versöhnen: mit der Mutter, einem Leben voller Widerständen und sich selbst. Helga Schubert erzählt in kurzen Episoden ein Jahrhundert deutscher Geschichte - ihre Geschichte, sie ist Fiktion und Wahrheit zugleich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.05.2021

Rezensent Peter Henning liest Helga Schuberts Lebensroman in Erzählungen mit Spannung und Rührung. 2. Weltkrieg, Flucht und Vertreibung, deutsche Teilung, DDR-Alltag - all das fliegt an Henning vorüber, wenn Schubert sich an ihre Kindheit und Jugend erinnert, an ihre Arbeit als Schriftstellerin und Psychotherapeutin, an eigene Empfindungen und Erlebnisse. Und mittendrin das Porträt der Mutter. Wie die Autorin die schwierige Beziehung zur Mutter thematisiert und daraus eine "Chronik der Vergebung" macht, findet Henning bemerkenswert. Was fiktiv, was erlebt ist in diesem Buch, scheint ihm am Ende gar nicht so wichtig.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.03.2021

Rezensent Stephan Wackwitz findet es höchst verdienstvoll, dass Helga Schubert mit diesem Buch das Vakuum füllt, das die DDR-Erfahrung seiner Meinung nach zurückgelassen hat, weil sie nicht mehr ausgedrückt werden konnte. Er ist überzeugt, dass ihr "Brotberuf" der Psychotherapeutin sie darin unterstützt hat, Figuren zu zeichnen, die zeigen, wie Wut, Enttäuschung, Sehnsüchte, Verliebtheit und Genervtheit sich unter den Lebensverhältnissen in der DDR angefühlt haben. Er dankt der Autorin für diese "Innenansicht eines untergegangenen Staats" und seiner Nachwirkungen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.03.2021

Rezensentin Maike Albath gefällt, dass Helga Schubert nicht larmoyant, sondern mit "sanftmütiger Beharrlichkeit" über die Nachkriegsgeneration schreibe. In lose verknüpften Fragmenten, so Albath, erzählt Schubert von ihrer Kindheit mit einer abweisenden Mutter und einer fürsorglichen Großmutter. Die Rezensentin lobt den lakonischen Stil der Autorin und die "beiläufige Dringlichkeit" der Texte, von denen nur einige weniger dicht ausfallen, meint sie. Am besten gefällt ihr die Eröffnungsgeschichte, die vom Zufluchtsort des großmütterlichen Gartens erzählt und der Autorin den Ingeborg-Bachmann-Preis einbrachte, wie Albath zustimmend vermerkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2021

Laut Rezensent Dirk von Petersdorff besteht die literarische Methode von Helga Schubert darin, "ästhetisch suggestiv" die eigene Lebensgeschichte zu erzählen. Bekenntnisse sind das, die für den Rezensenten im besten Fall therapeutisch wirken, etwa in Form einer Versöhnung zwischen der Erzählerin und ihrer Mutter, oder aber "nur" wie ausgedehnte Protokolle (einer Kindheit in der DDR). Am besten funktionieren die Texte für Petersdorff, wenn der Bericht gestalterisch überhöht wird. Schade findet der Rezensent, dass der Band keinen Text über Schuberts Zeit in der Künstlerkolonie Drispeth enthält.
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