Heinz Strunk

Die Zunge Europas

Roman
Cover: Die Zunge Europas
Rowohlt Verlag, Reinbek 2008
ISBN 9783498063986
Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Sieben Tage im Leben des vierunddreißigjährigen Markus Erdmann, es ist die letzte Woche eines brutalen Hitzesommers. Sie beginnt, wie stets, mit dem Besuch bei den Großeltern in der "Käfersiedlung". Oma kocht Markus was Schönes. Großvater wird zusehends senil. Aber nicht nur sonntags herrscht bei Markus Routine. Auch in seiner, na ja, Beziehung zu Sonja ist alles Feuer erloschen. Sein Geld verdient er als Gagschreiber. Meist für Phillip, einen Comedian, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Markus soll es richten, denn so gut Phillip auf der Bühne ist, Humor hat er keinen. Dafür Erfolg bei den Frauen, aber das bedeutet ihm nicht viel. Markus auch nicht, aber der hat ja auch keinen Erfolg. Dann trifft Markus im Zug Janne. Die ist mit ihm zur Schule gegangen und spielt in einer ganz anderen Liga. Trotzdem scheint sie sich für ihn zu interessieren. Kann sie Markus aus dem ganzen Elend retten? Oder eher Onkel Friedrich, der legendäre Kaffeekoster aus dem Hamburger Freihafen, den sie "die Zunge Europas" nennen?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2008

Paul-Phillip Hanske analysiert in seiner Besprechung von Heinz Strunks neuem Buch, wie dessen Humor funktioniert, und ist sich unsicher, ob Strunks Strategie in diesem Fall aufgeht. Man weiß nämlich nach Meinung des Rezensenten nie so recht, ob man über Strunks Witze oder über ihn beziehungsweise seine erbärmliche Bühnenpräsenz lacht. Beim Vorgänger "Fleisch ist mein Gemüse" hat der Humor auch in Buchform funktioniert, doch die Erzählkonstruktion des neuen Buchs funktioniert anders - und deswegen vielleicht gar nicht. Heinz Strunk heißt eigentlich Mathias Halfpape und ist demnach eine Kunstfigur - was ihn aber nicht davon abhält, in seinem neuen Buch "Die Zunge Europas" eine weitere Kunstfigur, den erfolglosen Komiker und Gagschreiber Markus Erdmann zu erfinden. Das, was als dessen guter Humor im Buch angeboten wird - im Gegensatz zu den Kalauern, mit denen er seinen Lebensunterhalt bestreitet - ist nach Meinung des Rezensenten aber nicht immer gelungen. Als Leser weiß man nie, ob etwas absichtlich oder unabsichtlich schlecht ist. "Der feste Bezugspunkt, den Ironie immer braucht, um als solche erkennbar zu sein, er geht im potenzierten Rollenspiel verloren."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008

Zuletzt lacht Edo Reents dann doch. Zum Glück. Vermutungen über das, was das Buch anderenfalls anzurichten imstande gewesen wäre, jagen einem Schauer über den Rücken. Schon der von Reents konstatierte Wiedererkennungswert von Personal und Milieu verheißt nichts Gutes: Der Held hat zwar keine Akne mehr, dafür Übergewicht. Der sexuelle Frust und die relative Ereignislosigkeit seines Daseins knabbern wie gehabt an ihm. Und Heinz Strunks Gesellschaftskritik hat an Pessimismus noch dazu gewonnen. Reents verortet sie in der Mitte zwischen Schopenhauer und Adorno. Trostlos ist das. Wäre da nicht die Komik und ihre kathartische Wirkung. Reents arbeitet sich durch die bisweilen von der Handlung losgelösten kritischen Reflexionen des Autors, durch eine ihn tief berührende Wahrhaftigkeit - und lacht sich einen Ast.
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