Hans Christoph Buch

Standort Bananenrepublik

Streifzüge durch die postkoloniale Welt
Cover: Standort Bananenrepublik
zu Klampen Verlag, Springe 2004
ISBN 9783934920422
Gebunden, 205 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Wo liegen die Bananenrepubliken heute? In den subtropischen Zonen unserer Erde, wo die kleinen Länder zu Plantagen des Westens hergerichtet wurden und als abhängige Monokulturen verkommen? Oder mitten in Europa, wo mit monokulturellem Blick die Dritte Welt entweder als armes Opfer oder als irres Schlachthaus wahrgenommen wird? Standort Bananenrepublik - das ist hier wie dort. Hans Christoph Buch gehört zu den wenigen, die hier wie dort zu Hause sind. Daher sind seine Texte zu erfahrungsgesättigt für die Klischees beider Seiten. Seit mehr als drei Jahrzehnten bereist der Autor Krisengebiete und Kriegsschauplätze, auch abseits der gerade medienwirksamen Regionen, dokumentiert politische, kulturelle und ökonomische Umbrüche. Hans Christoph Buch streift jedoch nicht nur als Reporter durch die postkoloniale Welt, sondern auch als homme de lettres. Ob Graham Greenes Aufenthalte im traditionsreichen "Grand Hotel Oloffson" in Port-au-Prince, Joseph Conrads unheimliche Erkundungen im "Herz der Finsternis", Hermann Hesses Nachruhm in Asien, die sentimentalische Neigung der Linken zum chilenischen "Blut-und-Boden"-Dichter Pablo Neruda oder der versammelten Alternativ-Globetrotter zu Bruce Chatwin - dem Autor dienen sie als willkommene Aufhänger, um die gegenwärtige Situation in den exotischen Ländern zu durchleuchten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2004

Tobias Döring stellt zwei Bücher von Hans Christoph Buch vor, die sich um das "Lebensthema" dieses Autors drehen, nämlich um Haiti, in das er seit 1968 regelmäßig reist. Kurz geht der Rezensent auf den Band mit gesammelten Aufsätzen aus der letzten Zeit ein, die sich mit der politischen und alltäglichen Situation in Haiti auseinandersetzen. Döring findet es sehr verdienstvoll, dass sich Buch immer wieder als "Unruhestifter" bemerkbar macht, um auf die schwierige Situation in Haiti aufmerksam zu machen, und er findet, dass der Autor als mahnende Stimme "seine beste Rolle" einnimmt. Insbesondere die Beiträge des Bandes lobt der Rezensent als "lohnenswert", die ihre "Weitläufigkeit zur streitbaren Aufklärung" einsetzten. Als geradezu "kleingeistig und besserwisserisch" dagegen kritisiert Döring die Aufsätze des Sammelbandes, die sich mit dem "akademischen Betrieb" und dessen Beschäftigung mit der "postkolonialen Geschichte" polemisch auseinandersetzen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.09.2004

Dass Hans Christoph Buch tatsächlich in der Dritten Welt "herumgekommen" ist, anstatt wie andere sein Wissen aus Büchern zu beziehen, macht sein Urteil über das Elend Afrikas glaubwürdig, findet Rezensent Hans-Martin Lohmann. Buch sei "weit davon entfernt", in seinen Reiseberichten die Folgen des europäischen Kolonialismus "herunterzuspielen", doch er weigert sich, einer bestimmten "linken Naivität" und deren Kritik des Eurozentrismus nach dem Mund zu reden. Der Autor führt als Ursachen für die Unterentwicklung beispielsweise das afrikanische Stammesdenken in Kombination mit Korruption und Brutalität an und zeichne so ein Bild, das sowohl jenseits europäischer "Selbstbezichtigung" als auch "Selbstüberhebung" steht. Passagenweise erinnern die Reiseberichte den Rezensenten an die "meisterhaften Reportagen" des polnischen Schriftstellers Ryszard Kapuscinski. Mit seiner Fähigkeit, Widersprüche nicht aufzulösen, hat Buch ein "realistisches Porträt des geplagten Kontinents" geschrieben.