Halldor Laxness

Atomstation

Roman
Cover: Atomstation
Steidl Verlag, Göttingen 2000
ISBN 9783882437164
Gebunden, 201 Seiten, 12,78 EUR

Klappentext

Aus dem Isländischen von Hubert Seelow. Island, während des Kalten Kriegs von den USA und von der Sowjetunion gleichermaßen umworben wie bedroht als strategisch wichtiger Stützpunkt im Nordatlantik, war der Stolperstein im Machtstreit um die Weltherrschaft. Das Land mit 25.000 Einwohnern, eben erst nach langer dänischer Herrschaft unabhängig geworden, geriet in eine schwere Identitätskrise, die zugleich die Krise eines von außen aufgezwungenen Wandels war: des Wandels vom armen Bauernland zum modernen Sozialstaat. In diese schwierige Übergangssituation platziert der Autor die Geschichte eines Bauernmädchens aus dem Norden Islands, das in die Hauptstadt Reykjavik kommt, wo sie eine Stelle im Haus "ihres" Allthinmanns (Parlamentsabgeordneten) annimmt. Sie sieht sich in eine ihr völlig fremde Umgebung versetzt. die Familie des Doktors Bui Arland gehört zur kleinen reichen Oberschicht, die dabei ist, die Insel "zu verkaufen". Nachts finden heimliche Verhandlungen mit amerikanischen Militärs statt. Besonders Arlands Frau und seine halberwachsenen Kinder nehmen schon euphorisch das bevorstehende amerikanische Zeitalter vorweg. Arland selbst ist, wie die isländische Nation, gespalten, melancholisch, gebildet, hilflos. Ugla, das Mädchen vom Land, bewahrt ihre Unabhängigkeit und wird in der Stadt leben, ohne ihre ländliche Herkunft zu vergessen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.12.2000

Voll des Lobes ist Aldo Keel für diesen neu aufgelegten Roman. Als Werk der Weltliteratur bezeichnet der Rezensent die schon über 50 Jahre alte Erzählung "Atomstation" des isländischen Schriftstellers. Thema ist die Abtretung eines Militärstützpunktes an die Amerikaner, die der Autor kritisch betrachtet: "Ein plumper Agitprop-Roman ist `Atomstation` aber nicht", versichert Keel. Selten ist es seiner Meinung nach einem Schriftsteller so gut gelungen, Frauenthemen anzusprechen und eine Ich-Erzählerin sprechen lassen, wie in diesem Roman über die sich verändernde isländische Identität. Sein Lob gilt auch der Übersetzung von Hubert Seelow, die der Rezensent für präziser und gelungener hält als die alte Übersetzung von Ernst Harthern.