Gershom Scholem

Das Davidschild

Geschichte eines Symbols
Cover: Das Davidschild
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2010
ISBN 9783633542444
Gebunden, 129 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Gerold Necker. Mit fünf Faksimile-Abbildungen. 1948 wird das Davidschild, der Davidstern, zum Symbol des neugegründeten Staates Israel, zum Emblem der israelischen Nationalflagge. Im selben Jahr zeichnet Gershom Scholem in einem auf hebräisch verfassten Essay die erstaunliche Karriere dieses Symbols in der jüdischen Überlieferung nach. 1963 veröffentlicht er in dem Band Judaica eine überarbeitete Fassung seines Essays auf deutsch. Noch kurz vor seinem Tod im Februar 1982 plante der große jüdische Gelehrte eine erweiterte hebräische Fassung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.09.2010

Gershom Scholems Geschichte des Davidsterns war zur Zeit seiner ersten Publikation 1948 von einiger Brisanz, weiß Andreas Kilcher. Der gerade gegründete Staat Israel wählte ihn zu seinem Symbol und machte damit ein eigentlich sinnleeres Zeichen zum Identifikationsobjekt, argumentiere Scholem und weise nach, dass der Davidstern erst im 17. Jahrhundert von einer messianischen Bewegung eingeführt und im 19. Jahrhundert, von einem von Scholem stark kritisierten liberalen Judentum als "jüdisches Symbol" eingeführt wurde, so Kilcher gefesselt. Lediglich die überraschende Wendung, dass die gemeinsame Erfahrung des Holocausts dem Davidstern identitätsstiftende Bedeutung und "Größe" verleiht, stößt beim Rezensenten auf Befremden, denn er meint, die profunde historische Untersuchung Scholems und vor allem seine Polemik gegen die "politische Instrumentalisierung" des Davidsterns hätte darauf verzichten sollen, das "Grauen" zum "Martyrium" umzudeuten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2010

Wer glaubt, das "Davidschild" genannte Hexagramm sei immer schon ein Symbol für das Judentum gewesen, der täuscht sich. Das kann man in Gershom Sholems 1948, also zur Staatsgründung Israels, erstveröffentlichter Studie zum Thema lernen. Zwar tauche das Zeichen als Ornament hier und da in der jüdischen Geschichte durchaus auf (neben der Swastika zum Beispiel), zum prägenden Symbol aber werde es erst über jüdische Magie und Heraldik seit dem 17. und dann vor allem im 19. Jahrhundert. Als positives Inbild einer Identität wird es dann von Theodor Herzl aufgegriffen - und als Symbol der Ausgrenzung von den Nazis missbraucht. Nicht nur als historische Re-, sondern auch als "Dekonstruktion" findet Rezensent Michael Brenner dieses Buch wichtig. Es entwickle nämlich ganz programmatisch ein Bild der Geschichte als uneindeutig, diskontiniuierlich und brüchig und deshalb der ständigen Konstruktion bedürftig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.06.2010

Das "Davidschild" ist jenes Hexagramm, das die Nazis den Juden als "Judenstern" anhefteten. Der Geschichte des Symbols im Judentum geht Gershom Scholem in dieser Studie nach. Mit manchem Mythos räumt er dabei auf. Altehrwürdig nämlich ist das Zeichen keineswegs; wo es sich im Judentum früh findet, ist es, stellt er fest, nur Ornament, nicht Symbol. Ins Reich der Legende gehört seine oft behauptete Verbindung zum weisen Salomo. Scholem setzt sich aber nicht nur mit der Realhistorie auseinander, sondern würdigt auch Franz Rosenzweigs philosophische Studie "Der Stern der Erlösung". Und in der "praktischen Kabbala", also der "jüdischen Magie", findet Scholem dann doch eine längere Vorgeschichte von Penta- und Hexagramm. Nicht nur die erweiterte Ausgabe der Schrift selbst findet der Rezensent Lorenz Jäger gelungen, sondern auch den Kommentar von Gerold Necker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.06.2010

Den ersten Satz in Gershom Scholems Buch "Das Davidschild" findet Rezensent Arno Widmann völlig blödsinnig. Denn dort schreibe der Autor, Symbole würden aus dem "fruchtbaren Boden des Gefühls des Menschen wachsen", dabei wisse er genau, - wie dann auch in seinem Buch zu lesen ist, - dass Symbole nicht wachsen, sondern von verschiedenen Menschen gemacht werden. Diesen Prozess verfolgt Scholem anhand des Davidsterns, welcher eine interessante Geschichte aufweist. Über Jahrhunderte hinweg führte das Symbol ein Schattendasein neben der Menora; es wurde als Ornament, aber nicht als religiöses Symbol verwendet. Der Leser erfahre, dass im 19. Jahrhundert der Siegeszug des Davidschildes einsetze, leider habe Scholem aber nicht herausgefunden, warum er plötzlich zum Symbol des Judentums geworden sei. Während das Schild im Nationalsozialismus zu einem Mal der Erniedrigung gemacht wurde, ist er heute "würdig geworden, den Weg zum Leben und zum Aufbau zu erleuchten", zitiert der Rezensent.