Gerd Koenen

Was war der Kommunismus?

Cover: Was war der Kommunismus?
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783525323014
Kartoniert, 143 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Die kommunistischen Bewegungen und Staatsgründungen, ihre ursprüngliche Dynamik und ihr rascher Zerfall stellen sich als eines der schwierigsten Kapitel des 20. Jahrhunderts dar. Gerd Koenen versteht den Kommunismus als eine der großen Tendenzen dieses Zeitalters und versucht ihn in diesem Sinne zu "historisieren". Wie und warum waren Kommunisten in der Lage, inmitten ihres epochalen Scheiterns dennoch ihrer Welt und Zeit einen so prägenden Stempel aufzudrücken? Wie bilanziert sich ihr historisches Wirken nicht zuletzt aus der Perspektive der postkommunistischen Entwicklungen und der kapitalistischen Weltkrise 2009?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2010

Ob es wirklich eine gute Idee ist, was Gerd Koenen da probiert? Jörg Baberowski glaubt, eher nicht. Koenens Versuch, den Kommunismus aus seinem jeweiligen örtlichen (russischen, chinesischen etc.) Kontext heraus zu historisieren, führt laut Baberowski schließlich zum Verschwinden des Kommunismus. Eine kulturelle Praxis dieser Größenordnung, denkt sich der Rezensent, ließe sich doch besser über Gemeinsamkeiten definieren als über Unterschiede. "Klug" und "schön" geschrieben findet er Koenens Essay trotzdem.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.07.2010

Jüngeren Lesern möchte Erhard Eppler das Buch von Gerd Koenen empfehlen. Laut Eppler können sie hier viel über die dunklen Seiten des Kommunismus lernen. Allerdings kann sich Eppler nicht vorstellen, was Koenen, dessen weit über das Aufgeschriebene hinaus gehenden Kenntnisse der Materie der Rezensent fühlen kann, dazu bewogen hat, das noch einmal zu formulieren. Besserwisserei, der Wille, das ultimative Bild zu malen, kann es bei diesem Autor nicht sein, gesteht Eppler zu, der aus Koenens genauen und kompetenten Beobachtungen für sich folgert: Der Kommunismus ist tot und das bleibt er. Und jetzt soll ihm auch der Antikommunismus folgern, den Eppler nicht für eine demokratische Grundvoraussetzung hält, sondern für die Staatsreligion des Kalten Krieges hält.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.06.2010

Sowohl Gerd Koenens als auch Michail Ryklins Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, die jetzt in Buchform vorliegen, gründen laut Ulrich M. Schmid auf persönlicher Betroffenheit. Der Historiker Koenen war als Student überzeugter Kommunist, wandte sich nach Verhängung des Kriegsrechts in Polen entschieden davon ab und gilt heute als "einer der profiliertesten" Kenner des Kommunismus, erklärt der Rezensent. Der Philosoph Ryklin dagegen hat als einer der ersten Poststrukturalisten unter den Repressionen des Sowjetsystems zu leiden gehabt, so Schmid weiter. Koenen stellt den Niedergang des Kommunismus der Kapitalismuskrise im Zeitalter der Globalisierung gegenüber, Ryklin dagegen betrachtet die kommunistische Ideologie als Religion und zieht Parallelen zur Situation im heutigen Russland, stellt der Rezensent fest. Beiden Büchern attestiert er überzeugendes Fachwissen und wertet sie als je etwas unterschiedlich gelagerte Abrechnung mit einer Ideologie, die negative Auswirkungen auf Leben und Werdegang ihrer Verfasser gehabt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.04.2010

Wer etwas darüber wissen will, wie der Kommunismus funktioniert hat, sollte laut Arno Widmann lieber zu Gerd Koenens Buch "Was war der Kommunismus?" als zu Tariq Alis "The Idea of Communism" greifen. Während Ali nämlich "alten Leim neu auslegt" unterzieht Koenen den Kommunismus, dem er selbst einmal anhing, einer Betrachtung, die durch Sachverstand und kritischen Abstand geprägt ist, wie der Rezensent erfreut feststellt. Wiewohl kein Anhänger der Totalitarismustheorie, sieht der Autor doch den Nationalsozialismus und den Stalinismus enger miteinander verbunden als mit demokratischen Strukturen, referiert Widmann zustimmend. Interessiert ist er den Ausführungen zum Wechsel zwischen "Entspannung und Massenmord" gefolgt, der sowohl das sowjetische wie das chinesische System prägte, und die Überlegungen Koenens, warum Menschen sich dafür einspannen lassen, scheinen ihm plausibel. Dass Koenen in seinem Buch nach neuen Antworten auf die "alten Fragen" sucht, macht das Buch so fesselnd, wie der eingenommene Rezensent lobt.