Georg Klein

Bruder aller Bilder

Roman
Cover: Bruder aller Bilder
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021
ISBN 9783498035846
Gebunden, 272 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Irgendetwas führt Sportreporter Addi Schmuck im Schilde, als er arrangiert, dass seine junge Kollegin Moni Gottlieb für ihn von allen redaktionellen Pflichten freigestellt wird. Ebenso zwingend selbstverständlich scheint, dass sie ihr Smartphone zu Hause lassen muss, bevor sie die Arena des Bundesliga-Clubs am Südrand der Stadt ansteuern. Der dortige Greenkeeper hat mit einem rätselhaften Naturphänomen zu kämpfen und erhofft sich von Schmuck einen rettenden Rat. Allerdings ist Schmuck in dieser Frage selbst des Beistands bedürftig. Er macht seine Kollegin mit einem brüderlichen Freund bekannt, der ein merkwürdig verwachsenes Refugium bewohnt und nur "der Auskenner" genannt wird. Ein Spiel zu dritt beginnt. Und Moni Gottlieb, die ebenso vorsichtig wie hellsichtig ist, darf erfahren, wie sich Diesseits und Jenseits verflechten können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.09.2021

Laut Rezensentin Kristina Maidt-Zinke fängt Georg Kleins neuer Roman ganz gemütlich an als Augsburger Regionalgeschichte und Zeitungssatire a la "Kir Royal". Doch spätestens wenn das Reportergespann der Augsburger "Allgemeinen" in Sachen Taubendreck im Heimatstadion des FC recherchiert, wird es skurril, ja jenseitig, warnt die Rezensentin. Da tun sich unversehens Tunnel und Zeitsprünge auf, rätselhafte Unfälle ereignen sich, und die Lebenden plaudern mit den Toten. Apropos, wenn die Rezensentin etwas auszusetzen hat an diesem anspielungsreichen Mix aus Mystery und Heimatroman, dann ist es die Geschwätzigkeit der Toten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.09.2021

Rezensent Jan Wiele hat viel Freude mit Georg Kleins neuem Roman. Was wie ein Genre-Spaß aus der guten alten Regionalzeitungswelt beginnt, der Wiele an "Kir Royal" erinnert, wird bald zu einer Gespenstergeschichte, in der die Toten mit den Lebenden im Dialog stehen, wie Wiele erklärt. Liebevolle Figurenzeichnungen und eine Fabel auf Abwegen ins Abgründige, darf der Leser von diesem Autor stets und auch diesmal wieder erwarten, verspricht der Rezensent. Wie Klein das "Erzählinteresse" sanft von einer Provinzlergeschichte um den Sportreporter Addi Schmuck und seine neue Kollegin Monika Gottlieb zu einem "wabernden Gebilde" über das Übersinnliche und die Penetranz des Jenseits verschiebt, findet Wiele auf jeden Fall lesenswert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.09.2021

Das ist mehr als eine Kritik, die Rezensentin Jutta Person hier schreibt, das ist eine liebevolle Hommage an "einen der bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren", der dennoch ein wenig am Rand des Betriebs verblieb. Sie hat den Autor für den Artikel getroffen und zwar im Berliner Naturkundemuseum. Dort geht es an den leuchtkräftigen Papageien vorbei zu den heimischen Vögeln und zwar zu den bleichesten von ihnen, denn sieht eine Tannenmeise nicht aus, als sei eine Kohlmeise in Bleichmittel getunkt worden? In dem Roman geht es viel um Tiere, und um Pflanzen und unter dem Wuchern der so charakteristisch "melodiösen Georg-Klein-Sätze" ganz besonders um den Bruder Georg Kleins, der gestorben ist und der ein Original in Kleins Heimatstadt Augsburg war. Was Person an Kleins Prosa auch hier fasziniert, ist, mit welcher Virtuosität sie die "Realität zur Ähnlichkeit" entstellt, indem sie sich "weit jenseits der handelsüblichen Realismus" bewegt. Wer also etwas über Vögel, Brüder und Pflanzen und zwei Sportreporter, die Mohnkuchen essen, in der Welt Georg Kleins erfahren will, sollte schon zum Buch greifen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2021

Roman Bucheli warnt: Eine runde Geschichte wird der Leser in Georg Kleins neuem Roman nicht finden. Der Rezensent verweigert sich denn auch einer Nacherzählung. Es geschieht schlicht nichts Nacherzählenswertes, meint er. Andererseits wüsste er auch nicht, wo in der unübersichtlichen Handlung, bei welchem der vielen Erzählstränge er beginnen sollte. Nur so viel: Es geht um eine Hospitantin bei einer Regionalzeitung, die mit dem Jenseits in Kontakt steht. Gespräche mit Toten kommen laut Bucheli ebenso vor wie Komisches. Dass sich ein Roman nicht nacherzählen lässt, ist für Bucheli übrigens kein Zeichen für mangelnde Qualität.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.08.2021

Rezensentin Manuela Reichart staunt einmal mehr über Georg Kleins Fabulierkunst, die Wirklichkeit und Fantasie, Diesseits und Jenseits so scheinbar mühelos zusammenbringt. So auch in Kleins neuem Roman, der laut Rezensentin ganz harmlos als mit reichlich Lokalkolorit versetzte Provinzzeitungsidylle beginnt und schließlich mit übersinnlichen Seherfähigkeiten, einer verschwundenen Frau, rätselhaften "Antlitzwechseln" und einem Pakt mit den Toten endet. Auch sprachlich ist das für Reichart virtuos gemacht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.08.2021

Rezensentin Judith von Sternburg wird Georg Kleins "Bruder aller Bilder" auf jeden Fall nochmals lesen. Der Autor umkreise in seinem so raffinierten wie traurigen Rätselroman, der gleichzeitig auch Augsburg- und Redaktionsroman sei, viele verschiedene Dinge, vor allem aber den Tod, erklärt Sternburg. Die zahlreich beschriebenen Gänge und Untergründe der Stadt erinnern sie an seinen "Roman unserer Kindheit" und auch die für sein Schreiben typischen und virtuos eingesetzten Motive, darunter vor allem Uhren, Durchgänge, Pflanzen und Tiere kann die Rezensentin in dem Buch finden. Die Protagonistin, eine Redakteurin der "Allgemeinen" mit dem Namen Monika Gottlieb finden jedenfalls nicht nur Autor und Buchcharaktere sympathisch und geheimnisvoll. wie Sternburg versichert. Um ihre Recherche für eine Sonderaufgabe mit dem ihr zugeteilten Sportkolumnisten Addi Schmuck zu erzählen, verwendet Georg Klein aber zum Leidwesen der Kritikerin ein etwas veraltetes Lokaljournalismusvokabular. Den Schluss aber findet sie dann wieder so außerordentlich, dass sie das Buch gleich noch mal von vorn lesen muss .

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 14.08.2021

Rezensent Richard Kämmerlings landet gerne in Georg Kleins "Vintage-Welt": Wie von einem Archivar ausgestattet wirke dessen BRD-Mystery-Roman, in der eine Jungredakteurin dem Sportredakteur Addi Schmuck in einer mysteriösen Angelegenheit weiterhelfen muss -vom orangefarbenen Ford Mustang bis zum klotzigen Farbfernseher sei hier alles dabei. Wie "virtuos" Kleins Roman dabei durchkonstruiert sei, findet der Rezensent beeindruckend und bewundert auch die Verquickung von Medialem und Metaphysik. Stellenweise wird es ihm aber fast zu viel der motivischen Querverweise und der mitunter allzu "putzigen" Sprache (Katzen sind "Leckermäulchen", Fahrradfahrer "strammwadige Strampler"), und Kleins Pathos kippe ab und zu ins Alberne, beispielsweise wenn er über Brotteig fabuliere. Dennoch scheint Kämmerling Spaß mit dieser "Motivmaschine" von Roman zu haben.

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