Martina Hefter

In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen

Gedichte
Cover: In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen
Kookbooks Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783948336103
Gebunden, 96 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Martina Hefters Buch In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen schillert zwischen Gedicht, Essay und szenischen Schreibformen. Wie schon in "Es könnte auch schön werden", ihrer dichten Auseinandersetzung mit Pflegearbeit, sind die Texte im neuen Band so radikal persönlich, wie sie fiktional sind. Im titelgebenden Essay in Versen "In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen" schläft eine Mutter im übriggebliebenen, klapprigen Bett eines erwachsenen Kindes. Auf der Suche nach einem neuen Bett denkt sie über Holzwirtschaft und Möbelproduktion, über westlichen Lebensstandard und Askese nach. Welcher Preis ist für ein neues Bett zu zahlen? Ist es möglich, auf dem Fußboden zu schlafen? Kann Askese ein taugliches, gegenwärtiges Mittel sein, nachhaltig und ressourcenschonend, "gut" zu leben? Im Mittelpunkt der Sage "Flammen" steht Artemis Cynthia Moll, die seit ihrer frühen Jugend in einem Baumhaus im Wald lebt, Falken hält, Bogen schießt und das Wesen der Liebe erkunden will. In den Wald sind Klimaflüchtlinge aus Leipzig gezogen, die versuchen, ihre naiv-utopischen Vorstellungen von Gesellschaft zu verwirklichen - und vielleicht grandios scheitern. "Flammen" fragt zudem, inwieweit die Mythengestalt Artemis heute zum weiblichen Role-Model taugt, befragt das emanzipatorische Potenzial ihrer Attribute Fitness und Sportlichkeit, Kampfkunst, Falknerei und Asexualität. Im langen Gedichtmonolog "LinnMeier (†2019)" spricht diese über ihre Zeit als magersüchtige Jugendliche und die Erfahrung sexueller Gewalt. Passagen der Reflexion über Fehlernährung und Hunger und des poetischen Sprechens, die die euphorischen Momente des Hungers widerspiegeln, stehen Passagen von großer Direktheit und Wut über das Erlebte gegenüber. "Geistern" schließlich sind Gedichte, die Geister auferstehen lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2021

Rezensent Tobias Lehmkuhl staunt, wie gut sich Magie und Profanes ergänzen in Martina Hefters Gedichten. Ambitioniert und leicht zugleich erscheinen ihm die in fünf Zyklen angeordneten, sprachlich aber eher einfach gehaltenen Texte um Magersucht, Einsamkeit, Sex, um Foodporn und ein lyrisches Ich in Symbiose mit Bäumen und Gras. Beim Lesen beschleicht Lehmkuhl ein Verdacht: Als eigne den Texten eine zweite Ebene, auf der Göttinnen und Fabelwesen ihr (Un-)Wesen treiben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2021

Martina Hefters Gedichte setzen sich bei Rezensent Harald Hartung fest. Der vierte Lyrikband der Autorin mit fünf Langgedichten stellt Hartung vor die Aufgabe, allerhand Inkonsistentes zusammenzudenken. Da steht ein Bett im Wald, dann kracht es zusammen. Dann wieder denkt das lyrische Ich über die chinesischen Holzhändler nach, über Ikea und ein Baumhaus. Eine Liebesgeschichte entdeckt der Rezensent auch, doch vollendet sie sich nicht, muss er erkennen. Hat er das Willkürliche einmal akzeptiert, meint Hartung, staunt der Leser nur noch über die Einfälle der Autorin und ihren "heiteren Dogmatismus", der den Dingen so allerhand zutraut.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.08.2021

Rezensent Björn Hayer gefällt der neue Gedichtband der 1965 im Allgäu geborenen Martina Hefter. In dem fantastisch betitelten Band "In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen" werden mit "reichlich poetischer Energie" verschiedenste Themen, Götter und Geister behandelt und das inhaltlich wie formal sehr vielseitig, freut sich Hayer. Den stilistischen Mut kannte der Rezensent zwar schon von Hefters vorherigen Werken, doch in diesem Gedichtband habe sie sich noch übertroffen, jedes Kapitel sei eine Neuerfindung ihres Stils. Dadurch wirkt das Zusammenspiel der Gedichte Hayer zufolge wie ein Tanz, für den die Autorin eine besondere Vorliebe zu besitzen scheint. Hefters "lyrischer Essayismus" ist multiplex, scharf, durchdacht und somit "dichte Komposition", schließt der Rezensent.