Frank Möller

Das Buch Witsch

Das schwindelerregende Leben des Verlegers Joseph Caspar Witsch. Eine Biografie
Cover: Das Buch Witsch
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2014
ISBN 9783462041309
Gebunden, 784 Seiten, 29,99 EUR

Klappentext

Dies ist die Geschichte eines der innovativsten Verleger der frühen Bundesrepublik, in der es um Autoren, kulturellen und politischen Einfluss sowie um wirtschaftlichen Erfolg geht. Aber der Lebensweg des J.C. Witsch ist viel mehr als das - es ist eine schwindelerregende Reise durch die historischen Abgründe des 20. Jahrhunderts. Geboren und aufgewachsen in Köln geriet der junge Bibliothekar J.C. Witsch früh in Konflikt mit dem aufkommenden Nazi-Regime, stieg aber noch 1936 zum obersten "Volksbibliothekar" Thüringens auf. Zurückgekehrt von seinem Kriegseinsatz in Italien führte er seine Ämter sogleich unter der sowjetischen Besatzungsmacht in Jena weiter, floh dann nach heftigen Auseinandersetzungen um ein neues Büchereigesetz und über seine Rolle in der NS-Zeit nach Westdeutschland, wo 1951 in Köln die ersten Bücher unter dem Verlagsnamen Kiepenheuer & Witsch erschienen. Er wird sofort zum Verleger großer belletristischer Autoren der Vor- und Nachkriegszeit (Heinrich Böll, Czeslaw Milosz, Joseph Roth, Erich Maria Remarque, Saul Bellow, J.D. Salinger, Vicki Baum, Ignazio Silone und andere), war aber zugleich einer der einflussreichsten Netzwerker des Kalten Krieges gegen den Kommunismus. In diesem Zusammenhang publizierte er viele Klassiker der Kommunismuskritik wie Wolfgang Leonhards "Die Revolution entlässt ihre Kinder", gründete einen Nebenverlag, der weitgehend vom Ministerium für gesamtdeutsche Fragen finanziert wurde und war der Kölner Statthalter des "Kongresses für kulturelle Freiheit", dessen europäische Zentrale in Paris von der CIA gesteuert und finanziert wurde. Zugleich war er ein großer Kenner der Weltliteratur, ein Entdecker und Verführer, ein inspirierender öffentlicher Intellektueller und ein erfolgreicher Unternehmer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2015

Reinhard Wittmann weiß, dass mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs auch siebenundsechzig Regalmeter des Verlagsarchivs von Kiepenheuer & Witsch verloren gingen, die für eine quellengedeckte Verlagsgeschichte wichtig gewesen wären. Ob und wie Frank Möller mit diesem Umstand umgeht, wird sich aber erst im zweiten "Buch Witsch" zeigen, so der Rezensent, das erste widmet sich vor allem Joseph Caspar Witschs Lebensgeschichte im Nationalsozialismus, in der DDR und schließlich in der Bundesrepublik, dem Zusammenschluss mit Gustav Kiepenheuer und dem Streit mit der Witwe nach dessen Tod, fasst Wittmann zusammen. Besonders interessant findet der Rezensent, wie sich der "Antikommunismus als Verlagsprogramm und Dienstleistung", wie es bei Möller heißt, mit der bedeutenden Finanzierung durch US-Mittel fügt. Es wären hier Vergleiche zu anderen und ähnlichen publizistischen Strategien während des Kalten Krieges spannend, findet Wittmann.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.06.2014

Rezensent Lothar Müller freut sich, dass die exzellenten Recherchen des Historikers, Germanisten und Medienwissenschaftlers Frank Möller über den Verleger Joseph Caspar Witsch nun als Buch vorliegen. Der Kritiker würdigt diese Biografie als ein Stück deutscher Zeitgeschichte, die einen ihrer Protagonisten endlich und zu Recht aus dem Bereich der Spezialstudien heraushebt. Müller liest hier die Lebensgeschichte des Verlegers, der aus einfachen Verhältnissen stammend, früh davon träumte, Volksbibliothekar zu werden und dieses Ziel schließlich durch das Zusammentreffen mit Gustav Kiepenheuer verwirklichte. Darüber hinaus erfährt der Rezensent in dieser informativen Biografie viel über die politischen Verwicklungen des Verlegers, der auch während des Nationalsozialismus' wichtige Positionen einnahm. Insbesondere die vielfältigen und komplexen Verhältnisse und Verwicklungen des seit den fünfziger Jahren von der CIA finanzierten Verlagswesens hat der Kritiker mit großem Interesse gelesen. So verzeiht er diesem lehrreichen Werk gern die ein oder andere Ausschweifung und schaut auch darüber hinweg, dass das literarische Verlagsprogramm erst in einem zweiten Band berücksichtigt werden soll.
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