Fawwaz Haddad

Gottes blutiger Himmel

Roman
Cover: Gottes blutiger Himmel
Aufbau Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783351035228
Gebunden, 352 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Günther Orth. "Wenn Gott auf der Seite von al-Qaida steht, bin ich bereit, mit dem Teufel zu paktieren", sagt Haddads Erzähler und begibt sich auf der Suche nach seinem Sohn direkt in die Hölle: Mit Hilfe der Amerikaner und des syrischen Geheimdienstes lässt er sich in den Irak einschleusen, in dem drei Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen die Konflikte ihrem Höhepunkt entgegensieden. Täglich sind Dutzende von Toten, größtenteils Zivilisten, zu beklagen. Im Schutze seiner eigenen Neutralität - als Atheist und ehemaliger Linksradikaler, der alle Ideologien hinter sich gelassen hat - wird Haddads Held wider Willen zum fassungslosen Zeugen all dessen, was passiert, wenn die Menschlichkeit vorgeschobenen Dogmen geopfert wird. Bis er den verzweifelten, selbstmörderischen Entschluss fasst, sich selbst entführen zu lassen, um endlich zu al-Qaida und damit zu seinem Sohn vorzudringen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.2013

Tief beeindruckt hat Rezensent Hubert Spiegel den inzwischen neunten Roman des syrischen Schriftstellers Fawwaz Haddad gelesen. Der Kritiker ist nicht nur fasziniert von der in "Gottes blutiger Himmel" erzählten Geschichte: Ein um seinen fundamentalistischen Sohn besorgter Vater sucht seinen als Al-Qaida-Kämpfer in den Irak-Krieg gezogenen Sohn Saner, erlebt unvorstellbare Gewalt und Grausamkeit und kehrt traumatisiert, halbtot und seinen Sohn hassend zurück. Insbesondere aber lobt Spiegel die Kunst des Autors, verschiedene Perspektiven auszuleuchten und die Blickwinkel aller Akteure nachzuvollziehen: Ob Al-Qaida-Kämpfer, amerikanische Offiziere, Kollaborateure, Söldner oder nach "Sühne dürstende" Folteropfer - alle finden bei Haddad eine Stimme. Und so erfährt der Rezensent nicht nur, welche Grausamkeiten den Gefangenen im Foltergefängnis von Abu Ghraib widerfahren, sondern auch, auf welche Weise irakische Fundamentalisten einen jungen Homosexuellen zu Tode foltern. Ein ebenso mitreißender wie beklemmender Roman, lobt Spiegel.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2013

Erschüttert hat Angela Schader den bereits 2010 erschienenen, von Günther Orth ihres Erachtens hervorragend übersetzten Roman "Gottes blutiger Himmel" des syrischen Schriftstellers Fawwaz Haddad gelesen. Die Rezensentin folgt hier einem namenlosen Ich-Erzähler, der sich bereits in den 1970er Jahren für die Überwindung des Kapitalismus und der totalitären, repressiven Machtstrukturen in Syrien einsetzt. Mit dem Umbruch von 1989 werden allerdings nicht nur die revolutionären Bestrebungen des Protagonisten von rückwärtsgewandten Fundamentalisten beendet, sondern er verliert auch seinen Sohn Samer an die Jihadisten im Irak. Während Schader die ein oder andere nicht ganz glaubwürdige Passage liest - etwa die Begegnung des Helden mit dem gefürchteten Kaida-Führer Abu Musab az-Zarkawi, dem er ungestraft Vorhaltungen macht -, lobt sie die differenzierende Darstellung sowohl der amerikanischen als auch der arabischen Seite: Neben den Gewalttaten der US-Streitkräfte berichte Haddad etwa auch von einem Major, der irakische Homosexuelle vor dem Zugriff religiöser Fanatiker zu schützen versuche. In jedem Fall kann die Rezensentin dieses erkenntnisreiche Buch nur dringend empfehlen.
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