Ernst Tugendhat

Anthropologie statt Metaphysik

Zweite, erweiterte Auflage
Cover: Anthropologie statt Metaphysik
C.H. Beck Verlag, München 2010
ISBN 9783406601682
Gebunden, 240 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Mit 2 Abbildungen. Erweiterte Auflage mit zwei neuen, unveröffentlichten Aufsätzen. Der Band nimmt Gedankengänge auf, die Ernst Tugendhat in seinem Buch "Egozentrizität und Mystik" ausgeführt hat. Die Religion, die im vorherigen Buch neben der Mystik ein Randdasein führte, tritt jetzt in den Vordergrund. Für die Neuauflage hat Ernst Tugendhat den Band um zwei neue Beiträge erweitert: "Nazismus und Universalismus - Ist die universalistische Moral historisch erklärbar?" und "Noch einmal über normative Gleichheit". Was immer Metaphysik heißen mag, es reduziert sich, so die These dieses Buches, auf Anthropologie, weil alle metaphysischen Themen sich als Elemente des menschlichen Verstehens erweisen. Sodann kommt Ernst Tugendhat noch zu einer anderen Erklärung für den Primat der Anthropologie: Alles Historische verliert seine Gültigkeit für uns, wenn es sich nur aus Tradition begründen läßt; und so bleibt die Frage nach dem Sein des Menschen übrig, wenn alles, was nur zu Traditionen gehört, wie ein Vorhang weggezogen wird. Was aber ist philosophische Anthropologie, und wodurch unterscheidet sie sich von der empirischen Anthropologie? Das Buch geht diesen Fragen nach und widmet sich daneben anthropologischen Einzelthemen wie Willensfreiheit, intellektuelle Redlichkeit, Moral und Religion.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.03.2010

Uwe Justus Wenzel würdigt den Philosophen Ernst Tugendhat, der am Montag seinen achtzigsten Geburtstag feiert, als Philosophen der "Redlichkeit". Wobei dieser Begriff mehr impliziert, als man zunächst denkt. Die grundsätzliche Bereitschaft nämlich, eigene Positionen jederzeit für Revisionen offen zu halten, ja, sogar, sie bei Einsicht ins bessere Argument hinter sich zu lassen. Der Rezensent konzentriert sich bei seiner Besprechung auf diesen Strang in der Theoriebildung des Autors, den er in einem Essay dieses Bandes weiter ausführt. Die positiven Begriffe erweisen sich dabei, so Wenzel, stark von ihrem Negativ bestimmt - der Begriff der Wahrheit etwa von der Vermeidung der "Unwahrheit" und der Einsicht in diese. Und auch der Begriff der "Redlichkeit" erhält seinen Wert für Tugendhat vor allem aus der Idee des Subjekts, das für sich den "Wahn" ablehnt. Wer lieber im Wahn leben will, dem kann dann allerdings, meint Wenzel, auch Tugendhat nicht mehr helfen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.03.2010

Als Philosophen, "der den Satz ernst nimmt", charakterisiert Cord Riechelmann Ernst Tugendhat in seiner Besprechung eines neuen Aufsatzbandes, der passend zum achtzigsten Geburtstag Tugendhats veröffentlicht wird. Abgewonnen ist die Konzentration des Philosophen auf die Sätze der angelsächsischen analytischen Sprachphilosophie, der sich Tugendhat nach seinen Heideggernahen Anfängen zuwandte. Und die theoretische Pointe dieser Konzentration ist tiefgreifend: Im Satz nämlich und seinen prädikativen Strukturen gewinnt der Mensch einen Weltbezug, der dem Gefangensein des Tiers in seiner jeweiligen Lage, entrinnt. Wie sehr Tugendhat seine theoretisch entfalteten Argumente in die Praxis umzusetzen bereit sei, sehe man daran, so Riechelmann, dass er zuletzt ein hohes Preisgeld in den Aufbau einer palästinensischen Schule steckte.