Enrique Vila-Matas

Bartleby und Co

Roman
Cover: Bartleby und Co
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783312002887
Gebunden, 237 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

"Schon seit langem erforsche ich die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Bartleby-Syndroms, untersuche diese Krankheit, dieses verbreitete Leiden in der Literatur, den negativen Unterton, die Faszination des Nichts." Robert Walser war einer. Jerome D. Salinger auch. Joseph Joubert ebenfalls, Pepin Bello erst recht und Bobi Bazlen so sehr, dass er nicht ein einziges Buch veröffentlichte: ein Bartleby, ein Schriftsteller, der sich dem Schreiben verweigerte. Sogar die schöne Maria Lima Mendes scheiterte an der Größe ihrer literarischen Projekte und verlor daran fast die Lebenslust. Beckett, Rimbaud und Kafka, Hofmannsthal, Borges und Celan - sie alle gehörten zum Typ des Bartleby, zum Typ des Schriftstellers, der "vorziehen würde, es nicht zu tun."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2002

Die Werke des katalanischen Autors Enrique Vila-Matas rangieren in Spanien "ganz oben im Bereich einer Literatur, wie sie literarischer kaum denkbar" sei, die Figuren dieses "Außenseiters aller Moden", wie ihn die Rezensentin Ute Stempel beschreibt, seien schwer fassbar. In allen seinen bereits erschienenen Büchern, siebzehn an der Zahl, habe der Autor klassische Erzähltraditionen aufgebrochen. Auch in seinem jüngsten Buch wird der Leser vergeblich nach einem logisch duchkonstruierten Handlungsgerüst suchen, konstatiert Stempel, wird aber durch sprachliche Miniaturen entschädigt, die, wie sie verspricht, Lust am Lesen und Neugierde auf zahlreiche Viten und Werke wecken. Dass Vila-Matas eine Figur von Herman Melvilles Maskeradenroman "The confidence man" in den Romantitel aufgenommen habe, verdeutliche bereits, dass es auch in seinem Buch um den "Sog des Nichts" geht, um die Qualen des Autors beim Entstehen eines Textes. Der drohenden Vereinzelung entgehe der Romanheld durch den fiktiven Umgang mit anderen Autoren, erklärt Stempel, und der Leser kommt dadurch in Kontakt mit manchen, dem deutschsprachigen Leser wenig bekannten Schriftstellern, wie z.B. den zahlreich in diesem Buch vertretenen lateinamerikanischen Schriftstellern, freut sie sich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.01.2002

Man merkt Alex Rühle die Freude an über einen Roman, der ihm die Last all der ungelesenen Bücher in seinem Regal etwas erleichtert, indem er ihr mit einer "unsichtbaren Bibliothek der ungeschriebenen Bücher" ein Komplement verschafft. Dass die Handlung des Buches bloß "schlanke Klammer um eine Zettelsammlung" ist, um "Geschichten souveränen Verstummens und tragischer Schreibblockaden, eine Familiensaga der Bartlebys der Literatur", die überdies mitunter auch noch frei erfundene Charaktere sind - was soll's, scheint sich der Rezensent zu sagen. Hat er doch endlich wieder eins gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.12.2001

Enrique Vila-Matas erforscht in seinem als Tagebuch geschriebenen Roman das "Bartleby-Syndrom", den Schriftsteller, der nicht schreibt, erklärt Rezensent Hermann Wallmann. Er bezeichnet das Buch, in das zahlreiche kleine Abhandlungen über verschiedene große Schriftsteller eingelassen sind, als "labyrinthisches Graffito", wobei er das in der deutschen Ausgabe enthaltene fünfseitige Register lobend hervorhebt. Zudem kommt er zu dem Schluss, dass die Romanform der einzig mögliche Rahmen für einen derartigen Inhalt ist. Wallmanns Rezension ist randvoll gespickt mit literaturhistorischen Querverweisen, dass der verwirrte Leser sich so recht nur an einem Satz der Kritik festhalten kann: "Fröhlich" sei bei Vila-Matas Wissenschaft "nicht das Motiv, wohl aber die Methode".