Adriano Sofri

Kafkas elektrische Straßenbahn

Wie die "Verwandlung" verwandelt wurde - ein philologischer Krimi
Cover: Kafkas elektrische Straßenbahn
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783803136893
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Als Adriano Sofri Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" in einer zweisprachigen Ausgabe liest, bemerkt er in der italienischen Version einen Fehler. Die erfahrene Übersetzerin hat die "Straßenlampen" des Originals mit "Straßenbahn" übertragen. Ein Lapsus? Keineswegs: Denn Sofri entdeckt, dass bei Übersetzungen in unterschiedlichste Sprachen -Türkisch, Englisch oder Spanisch - auch das Licht der "elektrischen Straßenbahn" zu Gregor Samsa dringt. Sofris detektivischer Spürsinn ist geweckt, er blickt weit zurück in die Übersetzungsgeschichte von Kafkas Erzählung. An deren Anfang steht das abenteuerliche Leben der Künstlerin und Frauenrechtlerin Margarita Nelken - und ein Plagiat von Jorge Luis Borges. Alle Indizien zur Verwandlung der Verwandlung werden gesammelt: die Ähnlichkeiten von Samsas und Kafkas Zimmer, Felice Bauers Briefe aus der Berliner Tram, die "Elektrischen" in Kafkas Prag und seinen Schriften - und jene Fassung des Originals, die den Übersetzern Recht zu geben scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.10.2019

Rezensentin Christiane Pöhlmann wird zum Lesen angestiftet mit Adriano Sofris Spurensuche in Kafkas "Verwandlung". Ob Kafka in seiner Erzählung von "elektrischen Straßenlaternen" oder von der "elektrischen Straßenbahn" schrieb, untersucht der Autor laut Pöhlmann mit Akribie und Google und exakten Argumenten. Für die Rezensentin Textkritik at its best. Allerdings hat sie auch Einwände. Sofris Beschäftigung mit Borges, der in seiner Kafka-Übersetzung der Tram den Vorzug gab, ist für Pöhlmann nicht mehr als eine Anekdote. Und die ein oder andere Frage zum Themenkomplex, die der Rezensentin auf der Zunge brennt, kommt bei Sofri nicht vor. Dennoch: Sofris "Recherche nach dem veränderten Wort" findet sie lesbar in jedem Sinne.
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