Dominique Manotti

Zügellos

Roman
Cover: Zügellos
Argument Verlag, Hamburg 2013
ISBN 9783867541930
Gebunden, 286 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andrea Stephani. Paris im Sommer 1989: Der Ostblock wankt, Strippenzieher rüsten für ein neues Europa, und dank Versicherungsschwindel und Immobiliendeals haben die üblichen Gewinner die Nase vorn. Agathe Renouard und ihr Protégé Nicolas Berger leiten die PR-Abteilung des Versicherungskonzerns PAMA. Sie sind entschlossen, zu den Gewinnern zu gehören. Aber haben sie die richtigen Allianzen dafür? Commissaire Daquin vom Drogendezernat wird hellhörig, als beim Pferderennen eine Informantin ermordet wird und auf Pariser Partys sagenhafte Mengen Koks auftauchen. Er mobilisiert sein Inspektorenteam und geht den spärlichen Hinweisen nach. Auf einmal überschlagen sich die Ereignisse: Rennställe gehen in Flammen auf, Pferde sterben, Menschen ebenfalls. Dann fällt der smarte Nicolas Berger einer Autoexplosion zum Opfer. Gibt es eine Verbindung zwischen der PAMA und Pariser Immobilienspekulationen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2013

In einer großen Sammelbesprechung stellt Rezensent Georg Renöckl die frühere Wirtschaftshistorikerin Marie-Noëlle Thibault vor, die seit den Neunzigern unter dem Pseudonym Dominique Manotti mit einer ganzen Reihe von Roman Noirs dem Frankreich unter und seit Mitterand auf den Zahn fühlt und dabei auch die Enttäuschung der Linken über den sozialistischen Präsidenten und die zunehmende Verfilzung von Politik, Justiz und Exekutive widerspiegelt. An Manottis (wie Renöckl anmerkt, im übrigen exzellent recherchierten) Romanen schätzt der Rezensent vor allem die erzählerische Rasanz, Stringenz und Effizienz, aber auch ihre Sinnlichkeit sowie nicht zuletzt die - nicht defätistische - Galligkeit, die immer dann zum Ausdruck komme, wenn Übeltäter für ihre Machenschaften in letzter Sekunde doch nicht ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können. Daran, so Renöckl, lässt sich viel ablesen über den Status Quo der Macht in Frankreich. So handelt denn auch Manottis Roman "Zügellos" davon, wie sich einige 68er in den 80ern schließlich doch im Establishment einrichten und dabei in dramatische Verbrechen verwickelt werden. Den schwulen Ermittler lässt die Autorin dabei die "Frustration angesichts eines korrumpierten Systems" erleben, die wohl auch die Autorin beim Blick auf die politischen Realitäten der 80er Jahre befallen hat, so Renöckl.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.06.2013

Als eine lebenserfahrene Primadonna des Kriminalromans bezeichnet Sylvia Staude die Autorin. Dass man beim Lesen lernt, gilt bei dieser Autorin laut Staude allemal. In Dominique Manottis neuem Roman etwa über die Welt der Reichen und Mächtigen, der Großkonzerne und der schmierigen Rennstallbesitzer. Staude staunt ferner über die Illusionslosigkeit und Nüchternheit des Textes, die scharfe Beobachtungsgabe der Autorin und den klischeefreien, schnörkellosen Glanz der Grautöne in diesem Roman.