Dirk Kurbjuweit

Angst

Roman
Cover: Angst
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783871347290
Gebunden, 256 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Das saturierte Leben von Randolph Tiefenthaler scheint mit dem Kauf der schönen Berliner Altbauwohnung seine Erfüllung zu finden. Der Architekt und seine Familie ahnen nichts Böses, als der schrullige Herr Tiberius ihnen Kuchen vor die Tür stellt. Doch bald wird der Nachbar aus dem Souterrain unheimlich. Er beobachtet Tiefenthalers Frau, schreibt erst verliebte, dann verleumderische Briefe, erstattet sogar Anzeige. Die Ehe stürzt in eine Krise, das bloße Dasein des Nachbarn vergiftet den Alltag. Tiefenthaler vertraut lange auf den Rechtsstaat, der aber zeigt sich hilflos gegenüber dem Stalker. Die zerstörte Sicherheit erschüttert Tiefen­thaler im Innersten. Denn er kennt die Angst schon lange. Sein eigener Vater ist ein Waffennarr, als Kind musste Randolph schießen lernen und fürchtete stets das Schlimmste. Vater und Sohn sind sich seit Jahren fremd - doch nun bringt die unerträgliche Situation Randolph auf einen entsetz­lichen Gedanken...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.03.2013

Harald Jähner ist begeistert von der "psychologischen Intensität" des Romans "Angst" und führt  das Fingerspitzengefühl seines Kollegen Dirk Kurbjuweit auf die autobiografischen Züge zurück. Im sachlichen Stil schildere der Protagonist und Ich-Erzähler Randolph Tiefenthaler, wie seine Familie mehr und mehr von dem stalkenden Nachbar Dieter Tiberius tyrannisiert wird. Tiefenthaler plagt die Sorge, dass die Gerüchte, die sein Nachbar über ihn verbreitet, für bare Münze genommen werden könnten. Besonders die "gemessene und beherrschte" Beschreibung des Missbrauchsvorwurfs gefallen Jähner sehr. Die mutige Entscheidung, den Mord an dem Stalker zu Beginn schon vorauszusagen, tue der Spannung des Buches keinen Abbruch, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2013

So geht's zu im Villenviertel, weiß Matthias Hannemann nach der Lektüre von Dirk Kurbjuweits schmaler Versuchsanordnung - im Hochparterre Familienglück, im Souterrain der Have-Not mit Stalkeranlagen. Oder so ähnlich jedenfalls, meint Hannemann, der den Zeitgeist aus jeder Zeile heraushört, den windschnittigen Journalisten-Schreibstil auch. Dem Thriller schadet das nicht, Hannemann gefällt die Leichtigkeit der Lektüre und die Präzision, mit der der Autor Angst und Liebe verzahnt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2013

Als Zeitroman über Burnout und Finanzengpässe funktioniert das Buch laut Rainer Moritz nicht, muss es auch nicht, findet er allerdings. Denn die Geschichte um die Entstehung von Angst innerhalb einer Familie hält für Moritz außer stilistischer Gelassenheit mehr bereit. Den Verzicht auf allzu wohlfeile Psychologie etwa. Oder die intelligente Beobachtung einer Ehebeziehung unter besonderen Umständen. Ob der Autor Dirk Kurbjuweit das so oder so ähnlich erlebt hat oder nicht, die alte Lesungsbesucherfrage, spielt da eigentlich keine Rolle, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.01.2013

Nicht ganz zufrieden ist Rezensent Lothar Müller mit Dirk Kurbjuweits neuem Roman "Angst". Die Geschichte um eine gutsituierten Familie, die von einem Stalker heimgesucht wird, führt ihm die Brüchigkeit des scheinbar so liberalen und kultivierten bürgerlichen Milieus in Berlin vor Augen: Der Ich-Erzähler, erfolgreicher Architekt und Familienvater mit pazifistischer Gesinnung, fühlt sich durch einen im Souterrain des Hauses lebenden stalkenden Hartz-IV-Empfänger derart in die Enge getrieben, dass es schließlich zu einem Akt der Selbstjustiz kommt, ausgeführt durch seinen Vater, einen Waffennarren, dem er lange entfremdet war. Müller fand den Roman in weiten Teilen gelungen. Einige Schwächen habe er aber doch: So klingen die Gedanken des Ich-Erzählers für ihn bisweilen wie ein zeitdiagnostischer Essay. Zudem findet er, dass der Autor hinter den Möglichkeiten, die ein Ich-Erzähler bietet, zurückbleibt, wenn zwar die Vor- und die Nachgeschichte der Tat erzählt wird, das "dunkle Zentrum" des Romans, die Tötung des Stalkers, aber ausgeblendet bleibt, um den Plot nicht zu gefährden.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.01.2013

"Schlau und spannend" findet Ijoma Mangold den Psychothriller "Angst" von Dirk Kurbjuweit über eine Mittelstandsidylle, in die das Grauen in Gestalt eines unberechenbaren Nachbarn hereinbricht. Der Autor, eigentlich einer der renommiertesten Reporter Deutschlands, so Mangold, beschreibt die Entwicklung des Protagonisten vom bürgerlichen Familienvater zum Gewalttäter packend und stellt sich dabei sprachlich ganz in den Dienst Handlung. Der Rezensent ist gefesselt, zumindest solange die Lektüre anhält. Rückblickend muss er aber doch einwenden, dass der Roman keinen "Nachhall" entfaltet: Alles ist ausformuliert, kein Geheimnis nirgends.