Die neue Macht der Bürger

Was motiviert die Protestbewegungen?
Cover: Die neue Macht der Bürger
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498072544
Kartoniert, 346 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Stine Marg, Lars Geiges, Felix Butzlaff und Franz Walter. Von Hamburg bis München: Diese Studie unternimmt eine Reise quer durch die deutsche Protestlandschaft und interviewt die Aktiven vor Ort. Wofür oder wogegen engagieren sie sich? Was erhoffen sie sich von der Demokratie? Und wie ist ihr Blick auf Politik und Gesellschaft? Herausgekommen ist ein tiefer Einblick in die aktuellen Protestbewegungen und die Gedankenwelt der Aktivisten. Die pauschalisierende Diskussion über die "Wutbürger" erhält damit endlich eine solide wissenschaftliche Grundlage.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2013

Tilman Allert ist guter Dinge: Zivilgesellschaftlich jedenfalls macht Deutschland was her. Grund für Optimismus hat Allert auch aufgrund der Tatsache, dass dieser Band mit Fallstudien einer klassischen Frage der Gesellschaftsanalyse nachgeht, indem seine Autoren unter Anleitung des Politologen Franz Walter von Stuttgart 21 über Anti-AKW bis Netzwerkwiderstand Bürgerprotestkultur untersuchen. Dem Rezensenten erscheinen die mittels Interviews und Dokumentenanalyse zutage geförderten Befunde aufschlussreich. Etwa, wenn die Vorder- und die Kehrseite der Selbstexpertisierung jenseits des Agierens von Gewerkschaften und Verbänden aufgezeigt wird. Die Rolle der Religion diesbezüglich hätte man laut Allert allerdings sorgfältiger und begrifflich differenzierter erkunden können.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.04.2013

Das Geld geht auf die Straße, erfährt Johann Osel in dieser Studie über die Zusammensetzung der 'neuen Protestkultur' oder der Wutbürger, die der Politikwissenschaftler Franz Walter gemeinsam mit Kollegen verfasst hat. Protestieren geht, wer es sich leisten kann, heißt das, erklärt der Rezensent. Und das sind heutzutage vorrangig Akademiker gesetzteren Alters, und "ganz besonders die Diplomingenieure", wundert er sich ein wenig. In Befragungen gaben die meisten von ihnen an, nicht aus egoistischen Interessen an den Demonstrationen gegen Landebahnen und unterirdische Bahnhöfe teilzunehmen, sondern aufgrund eines begründeten Misstrauens gegenüber der Politik, berichtet Osel. Tatsächlich finden sich selbst unter den protestbereiten Befürwortern der Einheitsschule hauptsächlich Hochschulabsolventen, was wenigstens auf dem Papier ihrem Eigeninteresse widersprechen müsste, erklärt er. Wenn die Studie recht behält, gesundet unsere Demokratie bald an rüstigen Rentnern, freut sich der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2013

Sehr aufschlussreich findet Rezensent Wolfgang Jäger diese von BP in Auftrag gegebene Studie über die aktuellen Protestbewegungen. Denn das neue und vielfach gefeierte zivilgesellschaftliche Engagement (namentlich des Wutbürgers) wird von den Autoren der Studie durchaus auch negativ betrachtet, wie Jäger darstellt: Denn Engagement braucht Zeit, vorherrschend unter den Aktivisten sind also nicht nur Rentner, Freiberufler und Lehrer, sondern auch gut ausgebildete Männer. Das sorgt für eine Schlagseite in der Interessenvertretung. Franz Walter legt als einer der Autoren auch sein Augenmerk auf den von ihm identifizierten Prototyp des Protestes, wie Jäger berichtet: den pensionierten Diplomingenieur, den auch die Ablehnung von "ewigem Parteienstreit" und eine Vorliebe für Expertenentscheidungen auf die Straße treibt.
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