Der Koran

Band 2/1: Frühmittelmekkanische Suren. Das neue Gottesvolk: 'Biblisierung' des altarabischen Weltbildes
Cover: Der Koran
Verlag der Weltreligionen, Berlin 2017
ISBN 9783458700395
Gebunden, 708 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Handkommentar mit Übersetzung von Angelika Neuwirth. Die Suren der mittelmekkanischen Zeit setzen neue Schwerpunkte. Aus dem intimen Gespräch zwischen dem göttlichen Sprecher und dem mit "du" angesprochenen Verkünder entwickelt sich nun eine koranische Theologie. Sie basiert auf der Vorstellung immer wiederholten göttlichen Sprechens durch Propheten. In ihrem Bestreben, sich an diese biblische Prophetengeschichte und damit das Gottesvolk der Israeliten anzubinden, entwickelt die Hörergemeinde zunehmend das Bewusstsein, selbst zu den Erwählten zu gehören. Sie deutet biblische Geschichte, vor allem das Buch Exodus, typologisch und versteht daher ihre eigene Gegenwart nicht nur als Fortsetzung der Geschichte der von Mose geführten Israeliten, sondern als deren Neuinszenierung. Mose tritt als Vorbild für den Verkünder hervor: Nicht nur erfolgt seine Berufung unter ähnlichen Bedingungen wie die des Verkünders, auch Moses Exodus wird in einer wichtigen Transzendenzerfahrung des Verkünders neu inszeniert. Suren der mittelmekkanischen Zeit kreisen um Erzählungen, die den Mittelteil einnehmen. Mit dieser Struktur greift die Gemeinde auf die Praxis der älteren Religionen zurück: Die Suren reflektieren nicht mehr nur liturgische Vorträge, sondern bilden vollständige monotheistische Gottesdienste ab, bei denen - vom jüdischen und christlichen Modell vorgegeben - Lesungen biblischer Texte in der Mitte zu stehen haben. Das neue Gottesvolk folgt dem älteren auch liturgisch nach.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.07.2017

Dirk Pilz lernt durch die Übersetzung und den kritischen Handkommentar der Arabistin Angelika Neuwirth den Koran als Produkt einer poetischen Lektüre kanonischer Texte von Abraham bis Mose kennen. Inwieweit der Koran in biblischer Tradition steht und Teil des europäischen Wissenskanons ist, kann ihm die Autorin mit ihrer "textpolitischen" Deutung nachweisen. Die Übersetzung, Kommentierung, entwicklungsgeschichtliche Einordnung und inhaltliche wie strukturelle Deutung jeder einzelnen Sure wird laut Pilz durch Neuwirths Blick auf die konkreten "theologischen Entscheidungen" gekrönt.