Christoph Simon

Franz oder Warum Antilopen nebeneinander laufen

Roman
Cover: Franz oder Warum Antilopen nebeneinander laufen
Bilger Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783908010517
Gebunden, 218 Seiten, 16,36 EUR

Klappentext

"Ich war Gymnasiast und kiffte. Ich kam aus dem Kiffen gar nicht mehr heraus, und wenn ich nicht gerade eine Socke missbrauchte, die Klasse wiederholte oder bei den Eltern im Lerchenfeld das Bewusstsein verlor, dann kiffte ich. Mein Dunstkreis war Thun, eine bescheuerte Garnisonsstadt am Anfang der Alpen. Die Zeit im Gymnasium war ein gelungener ausschweifender Schaufensterbummel, und ich kriegte nicht genug davon. Das Gymnasium war mein Nest, meine Muttersprache, meine geschützte Werkstadt, während die Welt da draussen einem monströsen Donnerstag gleichkam, einer Welt mit Fabriken, Spitälern, Kampfhandlungen, Brandbomben, eine Welt, die mich nicht besonders scharf machte, es stimm. Ich brauchte nicht viel zum Glücklichsein: ein Versteck, gutes Gras, ein Selbstgespräch und das Versprechen, dass alles bleibt, wie es ist: ich wünschte mir nichts anderes, als ein nutzloser, inkompetenter, quicklebendiger Gymnasiast zu bleiben, eingeschlossen in einem Mittelschulklo mit einem Bleistift hinterm Ohr, um einen Spruch and die Trennwand zu kritzeln ..."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.03.2001

Dass Reto Sorg seine Schwierigkeiten mit diesem Debüt hat, liegt vermutlich einfach daran, dass es sich hier um ein "Buch eines Schülers für Schüler" handelt. Darüber, für wen dieser "Schelmenroman im Gymnasiastenmillieu" geschrieben ist, ist sich der Rezensent zwar im klaren, seine Einwände gegen das Buch allerdings gründen in der eher altersweisen Erkenntnis eines grundsätzlichen kulturellen Defizits "hierzulande": Ausschlaggebend für die Schwächen der Story, meint Sorg, sei ein Mangel an ausdifferenzierten sprachlichen Codes, die der hier angestrebten lakonisch-ironischen bis makaber-zynischen Geisteshaltung als Stilregister dienen könnten und auf die etwa die angloamerikanische Literatur zurückgreifen könne. Kein Wunder also, dass dem Rezensenten das Buch "mehr Geste" ist als "erfahrene Sprachrealität".
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