Charlotte Marlo Werner

Annette Kolb

Biografie einer literarischen Stimme Europas
Cover: Annette Kolb
Ulrike Helmer Verlag, Königstein 2000
ISBN 9783897410374
Gebunden, 281 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Eine berühmte Autorin des 20. Jahrhunderts wartet auf Wiederentdeckung: Ihr höchstes Gut war die Unabhängigkeit, sie reiste viel und lebte oft in Geldnöten - so elegant wie möglich. Sie trug stets bizarre Hüte (sogar in der Wohnung!), liebte Katzen und verachtete leidenschaftlich die politische Dummheit. Sie war Pazifistin und eine Visionärin des vereinten Europas: die eigenwillige Deutsch-Französin Annette Kolb (1870-1967).

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.03.2001

Das einzig Gute, das Albert von Schirnding diesem Band abgewinnen kann, scheint die Tatsache zu sein, dass überhaupt etwas zu Annette Kolb erschienen ist, deren Werk - wie der Rezensent bedauert - derzeit nur teilweise erhältlich ist. Doch summa summarum mündet seine Rezension in einen Verriss. Was ihn besonders stört, ist, dass Marlo Werners Stil dem von Annette Kolb so diametral entgegengesetzt scheint. So hätte Kolb niemals ein Wort wie `Sex` verwendet, sondern "allenfalls von `Amourschaften`" gesprochen, von der Tatsache, dass sich Kolb auch niemals von Frauenrechtlerinnen hätte vereinnahmen lassen ganz abgesehen. Falsche Töne dieser Art hätten Kolbs "untrügliches musikalisches Ohr beleidigt", vermutet von Schirnding, der darüber hinaus auch zahlreiche Ungenauigkeiten in diesem Band moniert: Golo werde hier zum ältesten Sohn Thomas Manns gemacht, die `Meistersänger` werden in diesem Buch 1867 aufgeführt oder auch Hanslick als Dirigent bezeichnet. Kolb hätte trotz ihres teilweise recht chaotischen Lebens "solche Schlampereien niemals (...) durchgehen lassen", meint von Schirnding.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2000

Thomas Rietzschel bescheinigt der Autorin zwar, dass sie einen "beträchtlichen Aufwand" bei der Sammlung und Ordnung des Materials betrieben hat. Seiner Ansicht nach reicht dies jedoch nicht aus, um einer Persönlichkeit wie Annette Kolb gerecht zu werden. Werner schreite in der Auflistung der Fakten fort "von Station zu Station", aber das Erzählerische fehlt, der Bogen und die Leichtigkeit, findet Rietzschel. Außerdem stört ihn sehr der vertrauliche Ton der Autorin, die gerne kollegial von "Annette" spricht. Gerade bei Annette Kolb findet er das völlig deplaziert, denn "auf den Stil hat Annette Kolb immer gesehen". An Punkten wie diesen zeigt sich nach Ansicht des Rezensenten, dass die Autorin wenig weiß über die Herkunft Kolbs, über die Münchner Gesellschaft, ihre dem Fin de siècle verhaftete Ästhetik und Eleganz - alles Aspekte, die der Rezensent hier zu wenig beleuchtet sieht. Auch findet er es verfehlt, Kolb als Galionsfigur der Emanzipation und Frauenbewegung zu präsentieren, nicht nur weil die Schriftstellerin bereits 1967 gestorben ist.
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