Chalmers Johnson

Ein Imperium verfällt

Wann endet das Amerikanische Jahrhundert?
Cover: Ein Imperium verfällt
Karl Blessing Verlag, München 2000
ISBN 9783896671097
gebunden, 350 Seiten, 21,93 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Pfeiffer und Renate Weitbrecht. Unter den Ursachen für den Zusammenbruch der UdSSR war nach Meinung des Autors die politische Instinktlosigkeit der sowjetischen Machthaber in hohem Maße ausschlaggebend. Und da die USA sich ähnlich brutal und egoistisch in die Politik ihrer Satellitenstaaten einmische, wird die einzig verbliebene Supermacht dasselbe Schicksal erleiden und untergehen. Der renommierte Professor für politische Wissenschaften geht mit seinem Land hart ins Gericht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2000

Wenig Kritik, aber jede Menge Inhaltsangabe bietet Peter Badenhop in einer Rezension, die zwei Bücher mit verschiedenen Ansichten über die Rolle der USA in der globalisierten Welt zusammenfasst.
1.) Robert von Rimscha: "Die flexible Gesellschaft" (Econ Verlag)
Warum wird Kalifornien besser als die Bundesrepublik damit fertig, dass dort "in weniger als 20 Jahren" Weiße in der Minderheit sein werden? Diese Frage habe, so Rezensent Peter Badenrup, den Journalisten Robert von Rimscha beschäftigt, und die Resultate dieser Beschäftigung hätten ergeben, dass "die einzig verbliebene Supermacht" ihre inneren Spannungen aushalte und sogar nutze. In "fünf Themenkreisen: Rasse, Religion, Ruhm, Reichtum und Recht" sieht der Rezesent nun diese Flexibilität beschrieben. Ob von Rimscha oder am Ende der Rezensent selbst die Alliteration für eine sozialwissenschaftliche Methode hält, bleibt dabei allerdings ungewiss.
2.) Chalmers Johnson: "Ein Imperium verfällt" (Karl Blessing Verlag)
Vor allem "die unschönen Seiten des amerikanischen Imperiums" wolle der Politikwissenschaftler Chalmers Johnson aufzeigen. Sein Buch findet Peter Badenrup deswegen polemisch. Aber statt Johnsons Thesen zu diskutieren, werden sie vom Rezensenten lediglich referiert. Die Globalisierung ist demnach für Johnson "eine emphatische Umschreibung für das, was im 19. Jahrhundert noch schlicht `Imperialismus`" geheißen habe. Den Rest der Welt, gibt Badenrup Johnsons Thesen wieder, würden die USA auf den "american way" einschwören, statt die Weltwirtschaft zu reformieren. Das amerikanische Imperium werde dadurch "unnötig und möglicherweise mit tödlichen Folgen" überdehnt, referiert der Rezensent weiter. Instinkt- und Skrupellosigkeit hätten auch die Sowjetunion untergehen lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2000

Wegen der "hervorragenden Sachkenntnis" des Autors in Sachen Ostasien, so Klaus Larres, ist dies ein höchst lesenwertes Buch, das jedoch in der "wirtschaftspolitischen Analyse der globalen Politik" nicht überzeugt. In letzterer zeichnet der Autor nämlich ein, wie Larres findet, geradezu von Verschwörungstheorien geprägtes Bild amerikanischer Politik nach dem Ende des Kalten Krieges. Das Streben der Washingtoner Politiker nach "ausbeuterischer Hegemonie" und ihre Unfähigkeit, Konflikte auf dem diplomatischen Verhandlungsweg zu lösen, haben den Autor offenbar so wütend gemacht, dass er "Dampf ablassen" musste. Seine Voraussage, die USA werden sich - besonders aufgrund gravierender Fehler in ihrer Asienpolitik - auflösen, ähnlich wie das sowjetische Imperium, hält Larres für völlig überzogen. Allerdings gesteht er dem Autor in seiner Besprechung immer wieder eine ausgezeichnete Sachkenntnis und höchst interessant zu lesende Passagen über die amerikanische Politik gegenüber China und Taiwan sowie Japan und den beiden Koreas zu. Und aus genau diesem Grund empfiehlt er die Lektüre.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.03.2000

Selbst wenn Dieter Buhl kein gutes Haar läßt am deutschen Titel von Chalmers Johnsons im Original mit "Blowback" (Rückstoß) betitelter Analyse des amerikanischen Imperialstrebens: die Lektüre hat ihn offenkundig gefesselt. Den "lang geratenen Anfang" des Buches kann Buhl verzeihen, zeichnet Johnson doch "erhellend" den Weg Amerikas von einer militärisch geprägten Imperialpolitik, die beispielsweise Japan ein Vierteljahrhundert lang gestattete, den amerikanischen Markt zu überschwemmen, um im Gegenzug Amerikas militärische Präsenz in Asien zu sichern, zu einer wirtschaftlich dominierten. Johnsons von einem "Hang zum Konspirativen" geprägten Ausführungen zur Globalisierung als amerikanischer Erfindung finden Buhls besonderes Interesse, zeige der Autor doch die enormen Risiken auf, die die USA dabei eingehen: eine krisenhafte Zunahme der Rückstöße, die Gefahr, daß die "Boomblase" jederzeit platzen könne.
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