Carl Schmitt

Frieden oder Pazifismus?

Arbeiten zum Völkerrecht und zur internationalen Politik 1924-1978
Cover: Frieden oder Pazifismus?
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783428089406
Gebunden, 1010 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit Anmerkungen von Günter Maschke. Carl Schmitt war ein Denker konkreter Situationen. Angesichts der Literatur zu seiner Bedeutung als Kulturkritiker, Geschichtsphilosoph oder homme de lettres wird oft vergessen, dass er in erster Linie der Betrachter der höchst handgreiflichen Politik seiner Zeit und ihrer ideologischen Verschleierungen war. Doch erst in Bonn, wo er 1922-1928 lehrte, wurde Schmitt zum Theoretiker des Politischen, der rasch auf die Ereignisse reagierte. Hier erlebte er die Besetzung der Rheinlande und musste deren Abtrennung vom Reich befürchten, hier erfuhr er deren Weiterung: die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen im Januar 1923. Diese Maßnahmen erfolgten im Namen von Recht und Legalität, sollten die 'Heiligkeit der Verträge' sichern und basierten auf einem Völkerrecht, das aus deutscher Sicht als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln erschien. Die Juridifizierung der Politik und der gewollte Mangel an Sichtbarkeit des Feindes, zur Verschärfung der Feindschaft führend und im diskriminierenden Kriegsbegriff mündend, wurden von nun an wichtige Themen Schmitts. Angesichts heutiger weltpolitischer Ereignisse, deren Politikziel, Herstellung von freiheitlichen und demokratischen Verhältnissen, vielen nur als Vorwand für eigentlich gemeinte Ziele wie ökonomische Expansion, geostrategische Kontrolle und Strafkrieg erscheint, sind Schmitts damalige Überlegungen von fortdauernder Aktualität.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.12.2005

Sowohl Klassiker als auch Trouvaillen hat Alfred Hirsch in den von Günter Maschke herausgegebenen "Arbeiten zum Völkerrecht und zur internationalen Politik" von Carl Schmitt entdeckt. Gewohnt irritiert zeigt sich Hirsch von dem Nebeneinander einer großen Intelligenz und eines beinahe lüsternen Revanchegeists, der Schmitt gegen Völkerbund und Weimarer Republik hetzen lässt. In dieser reaktionären Haltung kündigt sich exemplarisch bereits an, was unter der nationalsozialistischen Herrschaft dann ungut wirkungsmächtig werden sollte, meint der Rezensent. Die Dominanz der siegreichen Mächte Frankreich, England und USA, dazu die "Drangsalierung" Deutschlands - das alles lag Schmitt im Magen. Dabei, so Hirsch, ist Schmitt gegen interpretatorische Fehler durchaus nicht gefeit, wie sich etwa bei seiner Beurteilung des Briand-Kellog-Pakts von 1928 zeigt. Als ebenso irritierend wie Schmitts Deutschlandderbheit empfindet der Rezensent Herausgeber Maschkes Maskenspiel, seine Anverwandlung Schmitt'schen Gedankenguts, wenn er in seinem Vorwort die deutschen Pazifisten der Weimarer Republik als "nützliche Idioten" mehr beschimpft denn bezeichnet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.05.2005

Carl Schmitt ist umstritten, und das wird er bleiben, nicht zuletzt wegen seiner expliziten Feindschaft gegen das Völkerrecht. Auch dass sich über die Auswahl der Texte zu dem Band "Frieden oder Pazifismus?" streiten ließe, hakt Michael Stolleis rasch ab. Er ist vor allem beeindruckt von des Herausgebers Sachkenntnis. Günter Maschke, so der Rezensent, kennt und weiß alles, was an Biografischem relevant ist hinsichtlich Carl Schmitts, und er versteht es, alles mit allem auch fruchtbringend zu vernetzen. Der Umfang des Anmerkungsteils übersteigt sogar denjenigen der Schmitt'schen Schriften, wie Stolleis verblüfft notiert. Der Band versammelt 35 Texte, entstanden zwischen 1924 und 1978, die sich mit den Themen Völkerrecht und internationale Beziehungen befassen, vom Versailler Vertrag bis zum "modernen Imperialismus".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2005

Zwanzig Jahre nach dem Tod Carl Schmitts gibt eine Neuausgabe seiner Arbeiten zum Völkerrecht wieder einmal Anlass zu einer nachdenklichen Lektüre des umstrittenen Staatsrechtlers. "Frieden oder Pazifismus" lautet die Alternative, die wie die berühmte Freund-Feind-Unterscheidung Schmitts Argumentation durchzieht und vom Herausgeber Günter Maschke, nach Auffassung des Rezensenten zu Recht, auf das Cover gesetzt wurde. Wie sehr man sich auch in Historikerkreisen in den letzten Jahren an vorsichtigen Apologien des Kronjuristen des Nationalsozialismus versucht hat - die hier vorliegende geballte Ladung Schmitt selbst ist es, die eine liberalisierende oder beschönigende Rezeption für Schlak unmöglich macht. "Nun hören wir wieder die furchtbaren Sätze", konstatiert der Rezensent. Er hält es zweifellos für ein Verdienst des Herausgebers, Schmitts Schriften zum Völkerrecht erstmals in einer gesammelten Ausgabe vorzulegen und so dazu beizutragen, Schmittsche 'Begriffsnebel' zu zerreißen. Darüber hinaus würdigt Schlak, dass Maschke durch umfangreiche Kommentare und unter Verweis auf "Unmengen von völkerrechtlicher Literatur ... Schmitts Schriften vor allem ihre konkrete Situation zurückgegeben" hat. Problematisch findet Schlak, dass Maschke in seinem Vorwort Schmitt für Seitenhiebe gegen die gegenwärtige Außenpolitik der USA instrumentalisiere.
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