Boris Groys

Politik der Unsterblichkeit

Vier Gespräche mit Thomas Knoefel
Cover: Politik der Unsterblichkeit
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446201392
Pappband, 208 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Spätestens seit seinem Erfolg Über das Neue zählt Boris Groys zu den meistdiskutierten Autoren der zeitgenössischen Kunst und Philosophie. Seine Bücher handeln von Fragen der Medientheorie genauso wie von Problemen des Totalitarismus und der Religion. Ganz unmittelbar lässt sich dieser Denkstil in vier ausführlichen Gesprächen mit Thomas Knoefel nachvollziehen. Sie verknüpfen zentrale Begriffe von Groys' Denken: das Begehren, der Verdacht, der Tod und die Macht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2002

In seinem Gesprächsband "Politik der Unsterblichkeit" geht der Kunsthistoriker Boris Groys der Frage nach, aus welchen Antrieben kulturelle Leistungen entstehen, berichtet Sonja Asal in ihrer überwiegend referierenden Rezension. In polemischer Abgrenzung gegen soziologische und rezeptionsästhetische Ansätze sieht Groys laut Rezensentin den Ursprung kultureller Leistungen in der Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Wer nach dem Verlust des Glaubens an eine ontologische Unsterblichkeit weiterhin für Unsterblichkeit plädiert, beginnt Groys zufolge an seiner eigenen "künstlerischen, artifiziellen" Unsterblichkeit zu arbeiten, fasst die Rezensentin Groys Thesen zusammen. Daneben findet Asal im Plauderton vorgetragene medientheoretische Überlegungen, Streifzüge durch die Theorie der russischen Avantgarde sowie Apercus über Hitler und Stalin, die laut Herausgeber mit einem "nach innen gerichteten Lachen" gesprochen sind. Fazit der Rezensentin: "Hinter dem Porträt des Intellektuellen als Arbeiter wird man sich Boris Groys also als einen durchaus entspannten Menschen vorstellen dürfen."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.2002

Boris Groys ist von Langeweile geplagt - diese These vertritt Gustav Falke in seiner Rezension eines Interview-Bandes mit dem russischen Philosophen. Falke meint, Groys vertrete nahezu provokativ bestimmte Thesen, die nur darauf warteten, widerlegt zu werden. "Das kann er doch nicht ernsthaft so meinen?", fragt der Rezensent wiederholt und angesichts von Groys' Behauptung, "Philosophieren sei Streben nach Unsterblichkeit", da es dem Philosophen doch bloß darauf ankäme, die toten Philosophen zu widerlegen. Überhaupt, findet Falke, gerät Groys allzu viel durcheinander, doch inwiefern Groys' dazu zitierte Textpassage verworren sein soll, wird in Falkes - seinerseits sehr wohl wirren - Ausführungen nicht klar. Fazit des Rezensenten: Es fallen Groys und seiner eschatologischen Langeweileposition auch einige Einsichten zu, die dieses Buch trotz aller Zweifel lesenswert machen, interessante Stellen zu Derrida, zur Alltagskultur, zu Wittgenstein und den neuen Russen, "die spielen, Kapitalisten zu sein".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.03.2002

Boris Groys, selber Denker, fragt sich (im Gespräch mit Thomas Knoefel), was den Philosophen zum Philosophieren antreibt und weiß auch die Antwort: das "Streben nach Unsterblichkeit". Der Denker begibt sich in Dialog mit den toten Denkern, in rechthaberischer Absicht und wünscht, ein Stück vom Nachleben zu Lebzeiten zu erhaschen. Nichts als ein "Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Originalität", das ganze aber als "Selbstbegräbnis" - weil immer schon in der Perspektive des eigenen Nachruhms. Das alles, so Groys weiter, hängt am alten abendländischen Übel: der Metaphysik, die mit ihrem Verschwinden doch einen "leeren Raum" hinterlassen hat, den wir nun mit Unterstellungen unterschiedlicher Art füllen. Uwe Justus Wenzel beschränkt sich in seiner Rezension aufs Referat, meldet nirgends Zweifel an und stellt fest, dass der Ton der Gespräche "sehr nüchtern" sei, mit gelegentlichen Anflügen "von heroischem Witz".
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