Benjamin Maack

Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein

Cover: Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518470732
Kartoniert, 333 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

"Bin ich jetzt ein Leben müde?", fragt Benjamin Maack, als er mit seinem großen, schwarzen Rollkoffer vor der Psychiatrie steht. Vier Jahre zuvor hatte er sich schon einmal eingewiesen, nach einem Nervenzusammenbruch - die Diagnose: Depression. Jetzt ist er wieder hier und berichtet von den letzten Nächten, die er nicht mehr im Ehebett, sondern auf dem Sofa verbringt, schlaflos, nervös, in Panik. Und dem Alltag in der Klinik, wie er mit den Mitpatienten "Alarm für Cobra 11" schaut oder im großen Aufenthaltsraum Delfine im Mondlicht puzzelt. Wie ihm statt Frau und Kindern die Pfleger zum 40. Geburtstag gratulieren und wie er in der Kreativwerkstatt lernt, zu sticken. Er erzählt von Medikamenten, ihren Nebenwirkungen, von Selbstmordgedanken und jenem Abend, an dem auch starke Beruhigungsmittel nicht mehr helfen und er auf "die Geschlossene hinter der Geschlossenen" verlegt wird - ständig schwankend zwischen Hoffnung und tiefer Verzweiflung.
"Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein" ist ein entwaffnend ehrliches Zeugnis vom Leben mit Depressionen. Benjamin Maack ringt der unbarmherzigen Krankheit tragikomische Momente ab. Seine Geschichte ist aber nicht nur Psychiatrie- und Krankenbericht, sondern auch Familiendrama und die Erzählung eines persönlichen Schicksals.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2020

Rezensentin Cornelia Geißler hält Benjamin Maacks Schilderung von seinen Erfahrungen in der Psychiatrie für absolut lesenswert, auch wenn er selbst das im Buch bezweifelt. Vor allem sein geübter Stil macht den Unterschied, versichert die Kritikerin: Mit den knappen, aber kunstvollen Notizen zu Schlafproblemen, Ängsten, den (Neben-)Wirkungen von Medikamenten, der Sorge um die Familie und vor allem zur Fühllosigkeit gelingt es ihm, die Dämonen der Depression vorzuführen, lobt Geißler.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2020

Rezensent René Hamann hat seine Probleme mit Benjamin Haacks Depressionsbuch. Dass der Spiegel-Redakteur in seiner Autofiktion "flott" und mit schönen Wortschöpfungen von der Krankheit, der Düsternis und den Zweifel zu erzählen vermag, findet der Kritiker bemerkenswert. Aber hinter der Sogkraft, die der Erzählton auf ihn ausübt, fehlt ihm dann doch Fallgeschichte, Knausgaard'sche Selbstanalyse, Gesellschaftskritik oder wenigstens ein Link zur deutschen Vergangenheit.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.03.2020

Rezensent Jan Drees hält Benjamin Maacks Buch für ein Novum in der Menge der Depressionsgeschichten. Dass der Autor den Leser quasi live teilhaben lässt an seinem Rückfall in die Krankheit, am Verlust von Familie, Gefühl, Gedanken, dass er das bis ins Schriftbild hinein mitzuteilen weiß, ist für Drees so erschreckend wie lesenswert. Drees überzeugt die Form des von Ungereimtheiten und Brüchen durchzogenen "poetischen Tagebuchs" und der Verzicht auf ein erlösendes Ende.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.03.2020

Rezensent Dietmar Dath feiert die Differenz mit Benjamin Maacks Text über eine klinische Depression. Was der Rezensent als Kind etwa mit einer E.T.-Puppe erlebt hat, erlebt der Autor ganz anders. Für Dath ein Aha-Effekt von Literatur. Wie das Buch ihm überhaupt lauter Erfahrungen präsentiert, die er nicht teilen kann, aber aufmerksam aufnehmen und respektieren. Was das Buch für Dath noch von einem "Leidensbericht" unterscheidet, sind "Lyrikspuren" und Motivwiederholungen. Wie sich Lebenswahrheit und Literatur auf sinnvolle, erhellende Weise ergänzen, kann der Leser hier erfahren, glaubt Dath.
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