Pierre Guyotat

Koma

Cover: Koma
Diaphanes Verlag, Zürich 2018
ISBN 9783035801224
Gebunden, 192 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Heinz Jatho. Auch aufgrund des zugesprochenen Prix Décembre und einer denkwürdigen Lesung durch Patrice Chéreau in Avignon wurde Pierre Guyotats Buch in Frankreich als sensationelle Rückkehr des Autors zu Literatur und Publikum gefeiert. Der Text  markiert indes nicht nur ein echostarkes Lebenszeichen, sondern auch einen  sprachlichen Neuanfang mit einer in den darauffolgenden Jahren äußerst produktiven Schaffensphase. Nach Herkunft, dem Bericht eines Kindes, das sich angesichts von Krieg und Vernichtung und in der Befragung von Glaube und Natur ganz einem Leben als Dichter verschreibt, und In der Tiefe, das den engen Zeitraum von nicht mehr als acht Sommerwochen im fünfzehnten Lebensjahr des Autors, zwischen offenem Schöpfungsakt und geheimnisvoller Sexualität umkreist, liegt mit Koma nun auch das Buch zu Guyotats langjähriger, psychiatrischer Krise und seiner Befreiung aus dieser vor. Der als Diktat aufgezeichnete Text bricht mit den Mitteln einer neuen Sprache die Stummheit, den Ekel und die Unmöglichkeit, je wieder "Ich" sagen zu können, auf und zeichnet mit quasi mythisch-biographischen Mitteln einen emphatischen Weg zurück zu Leben und Kunst.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 10.01.2019

Einfach "umwerfend" nennt Rezensentin Shirin Sojitrawalla Pierre Guyotats Buch "Koma", das sie in der Tradition der literarischen Krankengeschichte liest. Nikolai Gogols "Tagebuch eines Wahnsinnigen" oder Thomas Melles "Die Welt im Rücken" kommen ihr während der Lektüre in den Sinn, wenngleich das Buch für sie weit mehr ist, als nur die autobiografische Erkundung von Guyotats Depressionen und psychotischen Schüben. Schon die Entscheidung des Autors, seinen Text zunächst als Audiodiktat aufzuzeichnen und später niederzuschreiben, beeindruckt die Kritikerin, erhält sie so erst unmittelbare Einblicke in Guyotats Anstrengungen während seiner Reise an den "Rand des eigenes Wahnsinns". Mal sanft und poetisch, dann wieder "grausam" erzählt ihr der Autor von seinem Leben, vom "Drangsal in seinem Kopf" und der Außenseiterposition, die er stets einzunehmen gezwungen ist. Nicht zuletzt liest sie dieses, wie sie findet, von Heinz Jatho gelungen übersetzte Buch auch als "allgemeingültige Bestandsaufnahme der menschlichen Existenz".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018

Rezensent Joseph Hanimann würdigt die im Diaphanes-Verlag erscheinenden Bände "Koma" und "In der Tiefe" des Dichters Pierre Guyotat in einem Artikel, der mehr wie ein Porträt des Autors daherkommt. "Koma" schildere eine Depression des Dichters und die Genesung, die nur ein Erwachen in eine mildere Depression sei. "In der Tiefe" setze die in "Herkunft" begonnenen Kindheitserinnerungen fort. In beiden Bänden zeige Guyotat seine großen Stärken einer rückhaltlosen Sprache, die Sexualität und Grausamkeiten des Krieges ohne Moralisieren schildere und ihn zu einem der großen "poètes maudits" der französischen Literatur machten. Für Hanimann liegt der Vergleich mit Jean Genet auf der Hand. Wo Genet aber die Gewalt als einen zeremoniösen Akt schildere, zeigt Guyotat zugleich Nüchternheit und eine "berauschende Sprache", so der Rezensent.
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