Askold Melnyczuk

Mindestens tausend Verwandte

Roman
Cover: Mindestens tausend Verwandte
Deuticke Verlag, Wien 2006
ISBN 9783552060371
Gebunden, 208 Seiten, 20,50 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Martin Amanshauser. In diesem Roman, der über mehrere Generationen und Kontinente hinweg die Geschichte einer ukrainischen Familie erzählt, treffen wir auf Zenon Zabobon und seine Frau Natalka, die an dem Tag heiraten, an dem der österreichische Thronfolger erschossen wird; auf ihre Tochter Slava, die auf der Flucht der Familie vor den Nazis ihren späteren Ehemann Arkady kennen lernt und schließlich in einer amerikanischen Vorstadt ihren Sohn Bohdan zur Welt bringt - und nicht zuletzt spielen auch "mindestens tausend Verwandte" eine tragende Rolle. Doch die Neue Welt ist kaum friedlicher als die alte, und wieder stellen sich die ewig gleichen Fragen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2006

Für Wolfgang Schneider beginnt das Buch von Askold Melnyczuk zwar sehr viel versprechend, am Ende aber ist er, wie er zugibt, "froh", dass er es hinter sich hat. Der Autor, der in den USA geboren ist, dessen Familie aber aus der Ukraine emigriert ist, beschreibt darin, inspiriert durch die eigene Familiengeschichte das Schicksal der Familie Zabobon. Diese Familienbiografie, die im Roman 1914 einsetzt, entwickelt sich entlang der unglückseligen Geschichte der Ukraine, die sich darin spiegelt, erklärt der Rezensent. Während er bis zur Mitte des Romans, der in der Ukraine spielt, noch die Hoffnung hat, dass es sich bei dem Buch um einen "großen Wurf" handelt, wird ihm der Rest der Lektüre, der das Leben der Familie in den USA schildert, ziemlich mühsam. Im fehlt die Plastizität der Figuren, die in zu Anfang begeistert hat und so richtig sieht er auch keinen überzeugenden Handlungsstrang in den amerikanischen Episoden mehr. Das findet Schneider insbesondere angesichts des überzeugenden Beginns des Romans sehr bedauerlich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.12.2006

Jörg Plath kann sich einen spöttischen Unterton angesichts der Banalitäten über das alte Europa vor und während des Krieges, die der amerikanische Autor mit ukrainischem Hintergrund in seinem Debütroman zusammengetragen hat, nicht verkneifen. Askold Melnyczuk habe sich mit seiner Geschichte über die Emigration der Familie Zabobon offensichtlich auf die Suche nach seinen östlichen Wurzeln begeben wollen, herausgekommen sei dabei ein wilder Mix aus Anspielungen auf die mythische Vorzeit (Tartaren) und Versatzstücken des 20. Jahrhunderts: "Sex und Historie, Gewalt und Assimilationsprobleme". Alles in allem fühlt sich der Rezensent angesichts der überschießenden Fantasie an ein schlechtes Drehbuch erinnert, das es nie bis zum Film schaffen würde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2006

Juri Andruchowytsch hat sich nicht nur prächtig amüsiert mit dem Roman des Kollegen Askold Melnyczuk, sondern zeigt sich auch berührt von der mythologischen Geschichte der Zobobons und ihrer nach Amerika auswandernden Abkömmlinge. Die jüngste Vergangenheit erscheint Andruchowytsch dabei als völlig verfremdet und "grotesk" überzeichnet, was den Roman in die Gefilde des magischen Realismus rückt. Melnyczuks Roman sei auch eine Parodie der traditionellen Familiensaga und des klassischen Emigranten-Schicksals, konstatiert der Rezensent noch, der immer wieder Originalität und Witz des Romans preist, ohne dabei aber zu verraten, worin diese bestehen.
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