Andreas Maier

Der Kreis

Roman
Cover: Der Kreis
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425473
Gebunden, 149 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Das Kind steht in der Bibliothek seiner Mutter und versucht zu begreifen, was es vor sich hat: Bücher. Der Dreizehnjährige geht auf sein erstes Heavy-Metal-Konzert und erkennt ausgerechnet dort, dass man es auch Ernst meinen kann mit Kunst und Existenz. Eine Theatertruppe bringt ihm schließlich die Rolle seines Lebens bei, und am Ende begreift er den wahren und einzigen Mythos der Kunst: Tu es. Andreas Maiers "Der Kreis" ist eine Reflexion darüber, wie aus Vorläufigem Unbedingtes entstehen kann, wie man sich die Motive seines Lebens durch Anverwandlung des Gegebenen erschafft, und schließlich darüber, wie man überall, auch als Kind, ständig auf der Suche nach dem ist, was die Welt und das eigene Ich im Innersten zusammenhält.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.10.2016

Mit "Der Kreis" ist nun der fünfte Teil von Andreas Maiers autobiografischem Roman-Zyklus erschienen, verkündet Rezensentin Wiebke Porombka ein wenig verspätet. Mit der knausgard'schen Methode der genauen Nacherzählung der eigenen Biografie hat die Kritikerin an sich keine Probleme. Allerdings muss sie gestehen, dass der Teil dieses Romans über Maiers künstlerischen Werdegang, in dem der Autor ausschließlich um sich selbst kreist, Schwächen aufweist - was die Rezensentin leider nicht weiter ausführt. Umso faszinierter hat sie jedoch Maiers Schilderungen über seine Mutter gelesen, die der provinziellen Einfamilienhaus-Idylle in ihrem Bücherzimmer entflieht, in dem sie sich intensiv mit Teilhard de Chardin oder Fritz Usinger beschäftigt. Hier gelingen Maier Passagen voller Leidenschaft und "herrlich absurder Komik", lobt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.08.2016

Laut Christian Thomas verfolgt Andreas Maier mit seiner Wetterau-Saga ein sehr ernstes Anliegen, auch wenn es immer wieder ironisch zu werden scheint in diesem fünften Band. Thomas ist sich nie sicher, ob der Erzähler es nun elegisch meint oder sich über das Schnöde lustig macht. Jedenfalls scheint dem Rezensenten in diesem Teil die Perspektive verschoben, scheint es um die immaterielle Behauptung des Ich-Erzählers zu gehen, seine spirituell-philosophische Bildung, nicht so sehr seine erotische. Mal mythisch verklärend wird die Vergangenheit ausgebreitet, mal exakt beobachtend, wie bei einem Rockkonzert, das Maier seine Figur derart genau schildern lässt, dass es Thomas fast unheimlich wird. Schräge Perspektiven, Fragen und Typen sowie die enorme Sprachbegabung des Autors machen das Buch für Thomas wiederum zum Ereignis und lassen ihn bereits den nächsten Teil ersehnen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 13.08.2016

Andreas Maiers "Ortsumgehung" ist als gewaltiger autobiografischer Zyklus angelegt, weiß Claus-Ulrich Bielefeld. Der fünfte Roman ist nun einer über Initiation, verrät der Rezensent. Los geht es mit den Streifzügen des siebenjährigen Andreas' durch das Arbeitszimmer seiner Mutter, wo er Bücher mit merkwürdigen Namen darauf und unverständlichen Texten darin findet, beschreibt Bielefeld, erst ein Lexikon liefert die gesuchten Antworten und einen Schlüssel zur geschriebenen Welt sowie zur Welt des Schreibens. Leider verliert "Der Kreis" nach dieser großartigen Eingangspassage deutlich an erzählerischer Kraft, findet der Rezensent, zuviel Erzählenswertes wird lediglich erwähnt. Aber es fehlen ja auch noch einige Bücher, weiß Bielefeld, und so hofft der Rezensent, dass einige der nur angeschnittenen Episoden in den Folgebänden noch den ihnen angemessenen Raum finden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2016

Rezensent Andreas Platthaus folgt Andreas Meier mit wachsender Begeisterung bei dessen autobiografischem Romanprojekt. In dem nun vorliegenden, wiederum vergleichsweise schlanken Band entdeckt er Bernhardsche Formanleihen wie auch das Beharren auf der Alltäglichkeit des möglichst detailliert Erzählten, der als Initialzündung für das Künstlerdasein herhaltende Besuch eines Frankfurter Rockkonzerts etwa, das dem Rezensenten auch bei Knausgard oder Henschel begegnet. Das Streben des Autors nach Authentizität bestätigt Platthaus dabei die eigene Bedeutung und sorgt für zusätzliche Freude am Text, auch wenn die literarische Leistung für ihn eher in der atmosphärischen Schilderung liegt, von Familienerlebnissen, Freundschaften, Sexualität, der Politisierung und Ästhetisierung des Erzählers.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.08.2016

Mit "Der Kreis" liegt der fünfte Teil von Andreas Maiers monumentalem, autobiografischem Erzählprojekt vor, verkündet Jörg Magenau erfreut. Irgendwas ist anders, stellt der Kritiker fest, denn Maier scheint noch einmal von vorn zu beginnen, lotet in Kreisbewegungen in den vier Kapiteln "Grundschule, Unterstufe, Mittelstufe, Oberstufe" sowie seine Initiationserlebnisse in Kunst, Musik, Literatur, Theater und Philosophie aus und bleibt doch der virtuose Analytiker und durchdringende Beobachter, der immer neue "überraschende" Einsichten liefert, die über das Individuelle hinausgehen, schwärmt der Rezensent. Tief beeindruckt vermerkt er, wie Maier sein kindliches Ich aus der Perspektive des erwachsenen Intellektuellen beobachtet und dabei erkenntnisreich und doch voller Nähe erzählt. Allein wie sich der Autor erstmals intensiver mit seiner Mutter beschäftigt, die sich stets in die häusliche Bibliothek zurückzog, um wie eine "Alchemistin" die "Identität von Geist und Materie" zu beweisen und dem Kind eine Gegenwelt eröffnet, versetzt den Kritiker in Entzücken. Maiers Zyklus ist "radikale Fiktionsverweigerung", der schon jetzt zum Kanon "großer" Literatur gehört, lobt Magenau.
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