Amelie Nothomb

Kosmetik des Bösen

Roman
Cover: Kosmetik des Bösen
Diogenes Verlag, Zürich 2004
ISBN 9783257063936
Gebunden, 107 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Brigitte Große. Ein wildfremder, aufdringlicher Typ spricht den Geschäftsmann Jerome Angust in der Wartehalle eines Flughafens an. Jerome möchte ihn abschütteln, zunächst höflich, dann immer deutlicher, doch der andere , der sich als Textor Texel vorstellt, gibt nicht auf. Er will ihm sein Leben erzählen, das Leben eines Menschen, der aufgrund seiner Hässlichkeit von Kindheit an ausgeschlossen wurde. Und Jerome Angust muss zuhören, ob er will oder nicht. Tatsächlich ist die Lebensgeschichte von Textor Texel auch für Jerome interessant. Jerome hat nämlich etwas mit Textor gemeinsam: Beide haben Dreck am Stecken. Der eine - Textor - brüstet sich damit, der andere - Jerome - möchte es mit aller Gewalt vertuschen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.09.2005

Franz Schuh kann sich zwar vorstellen, weshalb Menschen Kriege führen. Nur, weshalb sie einander quälen, das weiß er nicht, nimmt aber Amelie Nothombs Buch zum Anlass, sich ausgiebig Gedanken darüber zu machen. Zum Buch erzählt er auch ein bisschen, und das durchaus positiv angetan: Nothomb sich stellt vor, wie Menschen quälen, indem sie den Quäler als "eine Art Dämon" auftreten lässt, und das auf einer "kunstgerechten" Art. Das alles in "schneller Wechselrede" und in einer "lässigen Angespanntheit", die den Rezensenten schon nach den ersten Sätzen in der Buchhandlung fasziniert hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.08.2004

Für Joseph Hanimann ist der neue Roman der belgischen Bestsellerautorin Amelie Nothomb die ideale Lektüre um sich beispielsweise die Wartezeit auf dem Flughafen zu verkürzen. Der Rezensent preist den Roman als "Produkt für geistige Luxusansprüche", wenn er auch einräumt, dass er literarisch eher dem "Duty-free-Zuschnitt" entspricht. Der Roman handelt von der Begegnung zwischen Textor Texel und dem sich eher unwillig auf ein Gespräch einlassenden Geschäftsmann Jerome Angust, auf einem Flughafen, erklärt Hanimann. In dessen Verlauf erzählt Texel seinem Gesprächspartner von einer Vergewaltigung und dem zehn Jahre später am selben Opfer verübten Mord, das sich als Ehefrau Angusts herausstellt, so der Rezensent weiter. Bis hierhin lobt der Rezensent das Buch, das fast ausschließlich aus direkter Rede besteht, als höchst vergnügliche, dabei elegante Plauderei, und er sieht sich von der "detektivischen Enthüllungslogik" mit ihren "reizvollen Paradoxien" glänzend unterhalten. Wenn sich Textor Texel auf den letzten Seiten des Buches allerdings als das "eigene Gewissen" des Geschäftsmannes zu erkennen gibt, hört der Spaß für Hanimann auf. Von dieser Mister-Hyde-Variante hätte er "so ausdrücklich lieber nicht mehr erfahren", gibt der Rezensent zu, der sich aber bis dahin mit dem Buch, dessen Übersetzung er bis auf den Titel übrigens "vorzüglich" findet, gut amüsiert hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2004

Martin Halter ist dem "Fräuleinwunder der belgischen Literatur" verfallen, jedenfalls hört es sich so an, wenn er von der verführerisch-schönen Bösartigkeit der Amélie Nothomb schwärmt: "Das sanfte Rouge ist Blut, der Lidschatten schwarzviolett schillernder Zynismus, und der Puder mädchenhaft-koketter Bleichheit übertüncht morbide Perversionen und diabolische Provokationen." Eine Getriebene sei sie, die jährlich drei Romane schreibe, philosophische Thriller, die sich wie wild verkaufen und in denen zumeist ein aufdringlicher, fetter Widerling den "dünnen Firnis" der Zivilisation zerreibt, der irgendwelche unbescholtenen Bürger von ihren eigenen Abgründen trennt. Der Rezensent macht keinen Hehl daraus, Mitglied in Mademoiselles Fangemeinde zu sein, dennoch ist er von ihrer neuesten Bosheit nicht restlos begeistert. Zuerst sei alles noch wunderbar vieldeutig: Ein Fremder drängt einem Geschäftsmann auf dem Flughafen seine abartige Lebensgeschichte auf ("wie er als ungeliebtes, einsames Kind Katzenfutter aß, um sich an Gott und den Menschen zu rächen ..."), in der es um Vergewaltigung und Mord geht. Dann aber, bedauert Halter, macht der Roman aus dem Quälgeist einen Schizophrenen, und die schöne böse Geschichte gehe den Bach der Küchenpsychologie runter. Dennoch: Auch hier gibt es genügend "grimmige Pointen", um die Faszination des Rezensenten für die "raffinierte Teufelin" Nothomb anzuregen.
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