Alexander Terechow

Rattenjagd

Roman
Cover: Rattenjagd
C.H. Beck Verlag, München 2000
ISBN 9783406466076
Gebunden, 414 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Thomas Wiedling. In seinem Roman "Rattenjagd" nimmt Alexander Terechow Filz und Korruption der postkommunistischen Gesellschaft Russlands gründlich aufs Korn: Zwei Moskauer Rattenjäger - sogenannte "Deratiseure" - werden in eine Provinzstadt gerufen, um den dortigen Festsaal von Ratten zu säubern, denn der Besuch des russischen Präsidenten steht bevor. In einer großangelegten Betrugsaktion soll der unter Stalin gegründete Ort als altrussische Stadt präsentiert werden. Auf diese Weise soll die Kleinstadt die Aufnahme in den 'Goldenen Ring' der historisch bedeutenden Touristenziele Westrusslands schaffen. Für Devisen und Aufschwung sind alle Mittel recht, solange nur der Schein gewahrt bleibt - wem gegenüber auch immer. Dementsprechend wird für den hohen Gast Schritt für Schritt eine Phantasiewelt aufgebaut ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2001

Den Roman des russischen Journalisten Alexander Terechow über das "potemkinsche Dorf" Swetlojar und das Problem seiner Stadtväter, kurz vor einem Besuch des russischen Präsidenten und des UNO-Generalsekretärs eine Rattenplage zu bewältigen, hält der Rezensent mit dem Kürzel "D. Tr" schon für eine recht vergnügliche Lektüre, der es auch nicht an satirischen Elementen mangelt. Doch kann der Rezensent, der in seiner kurzen Besprechung eigentlich nur den Inhalt des Romans ausführt, nicht verstehen, wie das Werk im Jahr 1995 auf die Auswahlliste des russischen Booker-Preises geraten ist. Warum ihm das schleierhaft ist, darüber erfährt der Leser dieser Kritik leider nichts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2000

Im postsowjetischen Russland soll eine Stalin-Siedlung mit betrügerischen Mitteln als Kernstadt altrussischen Kulturguts hergerichtet werden, um Touristen anzulocken. Die äußerlichen Veränderung gestalten sich unproblematisch, doch der Ratten, die sich überall im Mauerwerk der Stadt eingenistet haben, kann man nicht Herr werden. Dass man es bei diesem Buch mit einer satirischen Parabel zu tun hat, erkennt man auf den ersten Blick. Stephan Maus zeigt darüber hinaus, dass diese scheinbar einfache Erzählform nur Ausgangspunkt für einen hochkomplexen Roman ist. "Der Rattenwahnsinn hat System und verästelt zu einem dichten Prosagestrüpp," erläutert er. Die Ratten breiten sich überall aus, durchdringen sämtliche Lebensbereiche, man meint sie überall rascheln zu hören. Die Jagd der Rattenfänger, die beauftragt sind, das Übel zu beseitigen, nimmt krankhafte Züge an. Maus äußert sich begeistert von den stilistischen Fähigkeiten und dem sprachlichen Ideenreichtum des Autors. "Seine Sätze sind wie angefressen von den allgegenwärtigen Nagern", schreibt er. Beeindruckend findet er auch die komischen Dialoge, die surrealistischen Momente oder die "machtversessenen Monologe der zunehmend sich militarisierenden Stadtverwaltung" und nicht zuletzt die "verknappte Sprache", die expressionistische Endzeitstimmung ausdrücke. Ein besonderes Lob geht auch an den Übersetzer Thomas Wiedling, dem es gelungen sei, den Roman "in ein facettenhaftes Deutsch zu übertragen".