Albertine Sarrazin

Querwege

Roman
Cover: Querwege
Ink Press, Zürich 2019
ISBN 9783906811123
Kartoniert, 228 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Albe ist frei, und Lou sitzt noch ein Jahr im Knast. Ein von Albe mit Geld bestochener Anwalt hat ihre Texte rausgeschmuggelt, jetzt will sie sie abholen, um endlich Autorin zu werden.Vermeintliche Freunde enttäuschen sie, für viele Regionen Frankreichs hat sie ein Aufenthaltsverbot, arbeiten ist für sie keine Option, und so wird es schwer, die Zeit bis zu Lous Entlassung zu überstehen, ohne rückfällig zu werden.Albertine Sarrazin hat zeit ihres Lebens nachgedacht, über ihre Adoptiveltern, über das Leben und immer über sich selbst, um mit ihrer immensen dichterischen Erfindungskraft darüber zu schreiben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Rezensent Alex Rühle bedauert zutiefst, dass Albertine Sarrazin bereits mit 29 Jahren sterben musste. Ihr Roman hat ihn sehr beeindruckt. Als letztes von drei autobiografisch geprägten Büchern erzählt er dem Kritiker zufolge von Albe, die aus dem Gefängnis entlassen wird, und versucht, sich mit ihrem Geliebten, ebenfalls Ex-Sträfling, im Leben zurechtzufinden. Sie entsagen dem Vagabundenleben und suchen das gemeinsame Glück, sie wird als Schriftstellerin tätig, aber die beiden finden sich in der Bürgerlichkeit nicht richtig aufgehoben, erzählt Rühle. Die Autorin, die selbst einige Zeit im Gefängnis saß, schreibt seiner Meinung nach so "lässig, so poetisch, so wild und frei", dass er der Welt mehr Bücher von ihr gewünscht hätte. Auch lobt er die Übersetzerin Claudia Steinitz für ihre "meisterliche Arbeit".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2019

Paul Jandl ist hin und weg von Albertine Sarrazin, die auch in ihrem dritten und letzten Roman von ihrem Leben auf der schiefen Bahn erzählt. Die Ich-Erzählerin, erkennt Jandl, ist nah an der Autorin entworfen, die Schriftstellerin wurde, nachdem sie als Kind und Jugendliche Adoption, Missbrauch, Heimerziehung und Gefängnis erlebt hatte. Jandl ist überzeugt, dass all diese Erfahrungen Sarrazins Blick geschärft hat: "Bestürzend genau" blicke die Erzählerin hin, wenn sie die Wohlanständigen und den "katholischen Kokolores" porträtiert, die Unfreiheit außerhalb der Gefängnisse, das Misstrauen der Nachbarn und die Scheinmoral der Spießer. Bravourös findet Jandl auch Claudia Steinitz' Übersetzung, die das Schwingen und Zittern der Wörter sehr schön ins Deutsche rette.