Achille Mbembe

Politik der Feindschaft

Cover: Politik der Feindschaft
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518587089
Gebunden, 235 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Michael Bischoff. In seinem neuen Buch untersucht Achille Mbembe ein Phänomen, das sich in unserem globalen Zeitalter ständig rekonfiguriert: die Feindschaft. Ausgehend von den psychiatrischen und politischen Einsichten Frantz Fanons, zeigt Mbembe, wie als Folge der Konflikte um die Entkolonialisierung des 20. Jahrhunderts der Krieg - in Gestalt von Eroberung und Besatzung, von Terror und Revolte - zur Signatur unserer Zeit geworden ist. Als auf Dauer gestellter Ausnahmezustand führt er zur Erosion der liberalen Demokratie.Mbembes Essay spürt den Konsequenzen dieser Erosion nach: der Ausbreitung autoritärer Regierungsformen. Er beschreibt die Bedingungen, unter denen heute die Fragen zum Verhältnis von Recht und Gewalt, Normalität und Ausnahmezustand, Sicherheit und Freiheit gestellt werden. Mit Blick auf die globalen Migrationsströme und das damit einhergehende unvermeidliche Zusammenwachsen der Welt formuliert er eine scharfe Kritik am atavistischen Nationalismus und plädiert für eine neue Politik der Humanität.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.01.2018

Rezensent Andreas Zielcke schätzt den kamerunischen Politikwissenschaftler Achille Mbembe als wichtige Stimme jener "gebrochenen Erfahrungs-, Wut- und Emanzipationsliteratur", die pendelnd zwischen Faktenreichtum und Emotionalität versuche, der Erniedrigung durch den Rassismus Ausdruck zu verleihen und sich zugleich davon befreien will. Auch Mbembes neues Buch befasst sich mit Kolonialisierung und Imperialismus, erklärt der Kritiker, der dem Autor allerdings nicht in allem zustimmen kann: Mbembe spreche von der Zentralfigur des "Negers", die nicht nur von der europäischen Kolonialherrschaft als "fatale Imago" geschaffen worden sei, sondern er verwende den Begriff als Synonym für all jene unterprivilegierten Menschen, die, unabhängig von der Hautfarbe, für niedere Dienste auf dem Markt "gebraucht" würden, resümiert Zielcke, meint aber: Rassismus und ökonomische Ausbeutung sind nicht dasselbe,. Dass der Autor auch Gewalt und Despotie in heutigen afrikanischen Gesellschaften berücksichtigt, erscheint dem Kritiker klug.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2017

Rezensent Dietmar Dath erfährt bei Achille Mbembe noch einmal, was passiert, wenn der Weltbegriff des sogenannten Westens allzu eng ist und bleibt. Was der Weltgesellschaftskritiker Mbembe in seinem Buch dazu zu sagen hat, ist für Dath mal seicht, mal tief und kommt ihm meistens durchaus bekannt vor. Außer "Kulturkummerklischees" bietet der Autor laut Dath aber noch etwas anderes: die Diagnose des westlichen und nördlichen Denkens als eines höchst provinziellen Denkens.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.10.2017

Poststrukturalistisches Vorwissen sollte man vor der Lektüre von Achille Mbembes neuem Essay "Politik der Feindschaft" schon haben, warnt Rezensentin Marie Schmidt vor. Auch wenn ihr Mbembes postkoloniale Theorie nicht fremd ist und ihr der Politologe zunächst verständlich machen kann, dass man hinsichtlich einer wachsenden Weltbevölkerung und zunehmender Migrationsbewegungen im Westen nicht mehr von der "Fremde" reden könne und in Folge "unerwünschte Migranten" nicht länger isoliert werden dürften, schwirrt der Kritikerin nach der Lektüre der Kopf: Die zahlreichen Bezüge zu Giorgio Agamben oder Judith Butler sind nicht genügend von Mbembes eigenen Ausführungen abgegrenzt, bemängelt die Kritikerin, der auch Mbembes Vorschlag einer "Ethik des Passanten", die auf allen Besitz verzichtet, zu "utopisch" ist.