David Graeber

Bullshit-Jobs

Vom wahren Sinn der Arbeit
Cover: Bullshit-Jobs
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2018
ISBN 9783608981087
Gebunden, 464 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel. Ein Bullshit-Job ist eine Beschäftigungsform, die so völlig sinnlos, unnötig oder schädlich ist, dass selbst der Arbeitnehmer ihre Existenz nicht rechtfertigen kann. Es geht also gerade nicht um Jobs, die niemand machen will, sondern um solche, die eigentlich niemand braucht. Im Zuge des technischen Fortschritts sind zahlreiche Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt worden. Trotzdem ist die durchschnittliche Arbeitszeit nicht etwa gesunken, sondern auf durchschnittlich 41,5 Wochenstunden gestiegen. Wie konnte es dazu kommen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.09.2018

Stephan Lessenich, Soziologe an der LMU München, stellt klar, was David Graeber eigentlich meint mit dem Begriff Bullshit-Job. Überflüssige, aber durchaus gut entlohnte Beschäftigungsverhältnisse hat er im Blick. Der Rezensent ahnt sofort, dass er gemeint sein könnte, jedenfalls solange er dieses Buch bespricht. Graeber nämlich überzeugt ihn keineswegs, sein großes Selbstbewusststein als "Privatempiriker" hin oder her. Dass der Autor seine Befunde zur Bullshit-Arbeitswelt aus E-Mail-Zuschriften und eigenen Erfahrungen zusammenbastelt, muss dem Soziologen eine Graus sein. Die methodische wie sprachliche Lässigkeit des Autors geht ihm sichtlich auf die Nerven. Analytisch und politisch, meint er, kommt dabei kaum was rum.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.09.2018

Rezensentin Katharina Granzin stimmt David Graeber vollkommen zu, wenn er in seinem Buch anprangert, dass zu viele Menschen heutzutage in sinnfreien "Bullshit-Jobs" geistig verhungern. Wie er findet sie es paradox, dass sinnlose Arbeiten zuzunehmen scheinen, obwohl etliche geistlose Tätigkeiten mittlerweile von Maschinen verrichtet werden. Seine vielen Fallbespiele fand Granzin anschaulich und treffend, aber sie hätte sich gewünscht, dass sie nicht den Großteil des Buches ausmachen. In ihren Augen lässt Graeber so nämlich die drängende Frage nach den Ursachen des Problems weitgehend unbeantwortet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.09.2018

Von David Graeber lernt der hier rezensierende Soziologe Oliver Nachtwey, Bullshit-Jobs auf keinen Fall mit Scheißjobs zu verwechseln. Letztere sind miserabel bezahlt, hart und dreckig, aber nützlich. Bullshit-Jobs dagegen sind gut bezahlt und total überflüssig. So weit so launig, meint der Rezensent und erkennt auch in der historischen Rekonstruktion der Arbeitsethik den geschulten Anthropologen. Doch dann wird es für ihn lausig. Bei Argumentation, Recherche und Beleg nämlich stütze sich Graeber allein auf die Anekdoten, die ihm seine Twitter-Follower zugetragen haben. Und dass bei einer Meinungsumfrage 38 Prozent der Teilnehmer bezweifeln, "einen sinnvollen Beitrag zur Welt" zur Welt zu leisten, kann Nachtwey nicht als empirische Unterfütterung gelten lassen. Thesen über einen neuen Manager-Feudalismus, der sich Scharen von anwaltlichen Schlägertrupps, leistet, um die Beute zu verteilen, und mit Bullshit-Jobs das Protestpotenzial von der Straße holen will, kann Nachtwey nur als "intellektuellen Populismus" verwerfen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.08.2018

Peter Praschl kratzt sich am Kopf: Zwar findet der Rezensent David Graebers Buch gut recherchiert und unterhaltsam geschrieben, und er versteht auch die Ironie, dass ausgerechnet der Kapitalismus gut bezahlte Jobs hervorbringt, die faktisch völlig unnötig sind. Allerdings versteht Praschl in keiner Weise die Grundannahmen des Anthropologie-Professors, der in sinnloser Arbeit eine tragische Fehlnutzung menschlicher Zeit sieht. Für Praschl wird umgekehrt ein Schuh draus, für ihn sind "Bullshit-Jobs" der reine Segen: Sie halten die Menschen davon ab, Großes tun zu wollen und damit Verheerendes anzurichten. Graebers Ausführungen verwirft er mit mildem Spott als Hirngespinste eines anarchistischen und altmodischen Humanisten, der fälschlicherweise glaubt, dass tatsächlich viele Menschen dazu in der Lage wären, "Sinn" zu produzieren, wenn man sie ließe.