Fang Fang

Wuhan Diary

Tagebuch aus einer gesperrten Stadt
Cover: Wuhan Diary
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
ISBN 9783455010398
Gebunden, 352 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Michael Kahn-Ackermann. Wuhan: Am 25. Januar, zwei Tage nachdem erstmals in der Geschichte eine 9-Millionen-Einwohner-Stadt komplett von der Außenwelt abgeriegelt wurde, beginnt Fang Fang, online Tagebuch zu schreiben. Eingeschlossen in ihrer Wohnung berichtet sie vom Hereinbrechen und dem Verlauf einer Katastrophe, von der Panik während der ersten Tage der Covid-19-Epidemie bis zu ihrer erfolgreichen Eindämmung. Sie erzählt von der Einsamkeit, dem heroischen Kampf des Personals in den Krankenhäusern, vom Leid der Erkrankten, dem Schmerz der Angehörigen von Verstorbenen und der Solidarität unter Nachbarn. Millionen Chinesen folgen ihren Gedanken und ihren Geschichten aus dem unmöglichen Alltag - vom Zorn über die Untätigkeit und Vertuschungsmanöver der Behörden während der Anfangsphase der Epidemie und der Unterdrückung warnender Stimmen, bis zur Anerkennung der wirkungsvollen Maßnahmen der Regierung in den Wochen danach.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.06.2020

Rezensent Marko Martin empfindet großen Respekt vor Fang Fang: Wie die Schriftstellerin in ihrem "Wuhan Diary" anhand von Erzählungen aus dem Alltag in der Corona-gebeutelten Stadt die autoritäre Regierung Chinas als Unterdrückung und Zensur des Großteils der Bevölkerung entlarvt, findet er ausgesprochen mutig. Ihm zufolge ist es ein großes Glück für die Leserschaft, dass ihr trockener Humor und ihr analytischer Verstand nicht von der ständigen Drohung erstickt werden, die sie wegen ihrer Texte erfährt.
 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2020

Felix Stephan vergleicht das Corona-Tagebuch von Fang Fang mit Swetlana Alexijewitschs Chronik aus Tschernobyl. Hier wie da scheint eine neue Ordnung, ein "verändertes Raumgefühl" eingeläutet zu werden, meint Stephan. Was Fang Fang über unfähige, opportunistische Funktionäre und kontrollierte Medien schreibt, über hilflose Ärzte und Schwestern und den Run auf Atemmasken, versetzt den Rezensenten in Erstaunen wegen der offenen Kritik. Dass die Autorin die eigene Orientierungslosigkeit abbildet, scheint Stephan Ausweis der Unmittelbarkeit zu sein, genau wie bei Alexijewitsch.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.06.2020

Rezensent Andreas Breitenstein findet klare Worte für das nun auf Deutsch erschienene "Wuhan Diary" der chinesischen Autorin Fang Fang. Natürlich sind ihre Aufzeichnungen wichtig, meint er, führen sie ihm doch klar und aufrichtig vor Augen, wie Peking bei der Bekämpfung des Coronavirus versagte: Bei einer schnellen Reaktion durch China im Oktober 2019 hätte die Pandemie vermieden werden können, schreibt Breitenstein. Fang Fang schildert die Folgen von "Vertuschung und Zensur", Schock und Traumatisierung der Bevölkerung in Wuhan, erläutert der Kritiker. Angesichts des "wachen Verstands" und des "munteren Humors" der Autorin schaut der Rezensent gern darüber hinweg, dass die 59 zunächst als Online-Tagebuch erschienenen Einträge literarisch kein großer Wurf sind. Bei aller Wut und allem Mut, sich gegen die Regierung aufzulehnen, erkennt Breitenstein aber auch bei Fang Fang die Folgen der Indoktrination: Immer wieder betont sie, dass China ein "Rechtsstaat" sei, worauf sie ihre Hoffnung setzt. Diese Einschätzung kann Breitenstein allerdings gar nicht teilen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.05.2020

Friederike Böge liest das Corona-Tagebuch der Wuhaner Schriftstellerin Fang Fang mit Beklemmung. Ohne besonders kritisch zu sein, vermittelt ihr die Autorin das Bild desaströser politischer und gesellschaftlicher Zustände während des Shutdowns. Die zuerst als Internet-Tagebuch erschienenen Texte aus der Sicht der Eingesperrten basieren auf Informationen von befreundeten Ärzten, Polizisten und Kollegen der Autorin, erklärt Böge. Kommentierend, ohne Enthüllungsgestus, nähert sich Fang Fang laut Böge den eklatanten Versäumnissen der Funktionäre und des Systems, ohne die Verdienste Einzelner außer Acht zu lassen. Das Verhältnis der Bürger zum Staat und die erdrückende Rolle der Propaganda werden so für die Rezensentin erkennbar.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.05.2020

Rezensent Hannes Stein hat aus den Tagebucheinträgen, die die chinesische Schriftstellerin Fang Fang während ihrer Isolation in Wuhan verfasste, gelernt, dass die Erlebnisse und Gefühle der Bürger*innen von Wuhan denen der New Yorker*innen gleichen. Obgleich er wütend ist, weil die amerikanische Regierung den zeitlichen Vorsprung und die Erfahrungen aus China nicht genutzt hat, erkennt er nun, dass die Corona-Pandemie vielleicht auch eine positive Folge hat: Die Menschheit lernt, sich als globale Weltgesellschaft zu begreifen, hofft er.