Richard Wright

Sohn dieses Landes

Roman
Cover: Sohn dieses Landes
Kein und Aber Verlag, Zürich 2019
ISBN 9783036957951
Gebunden, 567 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Klaus Lambrecht, überarbeitet und ergänzt von Yamin von Rauch. Bigger Thomas, ein junger Schwarzer, fühlt sich gefangen in einem Leben in Armut und Perspektivlosigkeit. Sein einziges Ventil ist Gewalt. Er war bereits in der Besserungsanstalt, ein weiteres Vergehen würde für ihn Gefängnis bedeuten. Doch dann gibt der wohlhabende Mr Dalton dem jungen Mann eine Chance und stellt ihn als Chauffeur an. Als Bigger die Tochter des Hauses spätnachts und betrunken auf ihr Zimmer bringt und ihre blinde Mutter, von dem Lärm geweckt, den Raum betritt, versucht Bigger aus Angst vor falschen Verdächtigungen, das Mädchen mit einem Kissen zum Schweigen zu bringen, und erstickt sie dabei. Davon überzeugt, dass man ihm Absicht unterstellen wird, verstrickt er sich in Lügen und weitere Gewalt, bis er schließlich gefasst und des Mordes und der Vergewaltigung angeklagt wird. Das ganze Land stellt sich gegenihn, nur der Anwalt Max kämpft um Verständnis für Biggers Taten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.10.2019

Rezensent Jens Uthoff wischt James Baldwins Bedenken angesichts von Richard Wrights erstmals vollständig auf Deutsch zu lesendem Roman beiseite. Zwar erkennt er die relative Schlichtheit und Schematik, mit der der Autor Fragen nach "Race und Class" behandelt und seine Figuren anlegt. Die geschundene und zum Mörder werdende Hauptfigur Bigger Thomas aber findet Uthoff vielschichtig genug und frei von Zuschreibungen und Vereinnahmungen. Wie Thomas im Buch um eine eigene Geschichte kämpft, beeindruckt den Rezensenten und gemahnt ihn daran, dass sich die USA von heute den Verhältnissen von 1940 wieder annähern.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.09.2019

Laut Rezensent Eberhard Falcke ist dieser Roman ein "aufwühlendes literarisches Zeitdokument" über den frappierenden Rassismus in den USA der dreißiger Jahre und darum auch heute noch unbedingt lesenswert: Der schwarze Protagonist arbeitet als Chauffeur bei einer reichen weißen Familie. Als er eines Tages die betrunkene Tochter vom Auto in ihr Zimmer trägt, erstickt er sie versehentlich, weil ihr Geplapper ihn befürchten lässt, er könnte an ihrem Bett entdeckt werden, erzählt der Kritiker. Dass der Rassismus, der ihn von vornherein zum Verdächtigen macht, den Jungen erst schuldig werden lässt, hält Falcke für wahrlich aufrüttelnd. Der Prozess, der dem Chauffeur gemacht wird und der die zweite Hälfte des Romans einnimmt, werfe noch einmal ein Schlaglicht auf die Rolle des Rassismus bei den Ereignissen und schließe den "kämpferischen Roman" gebührend ab, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2019

Rezensentin Angela Schader freut sich über die überarbeitete, um vormals ausgelassene Passagen ergänzte Neuausgabe von Richard Wrights im Original 1940 erstmals erschienenen Roman. Der Text um Rassenproblematik in den USA hat für sie noch immer die Wucht eines Faustschlags ins Gesicht der amerikanischen Gesellschaft. Wrights geschundener, zum Mörder werdender Held Bigger Thomas bietet zwar eine eingeschränkte Sicht auf die Verhältnisse und das Geschehen, doch der Roman erhält gerade dadurch seine Intensität, findet Schader. Unerbittlich, wie Wright der Gesellschaft den Spiegel vorhält, meint Schader, auch wenn der Held mitunter zu schwer trägt an den ihm vom Autor aufgebürdeten Gedanken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.08.2019

Frauke Meyer-Gosau schließt sich James Baldwins Urteil an: Richard Wrights Roman von 1940 schafft stereotype Schnitzfiguren statt differenzierter Charaktere. Sprachlich bleibt Wright mit seiner Rohheit in der Genreliteratur der Gangsterromane stecken, kritisiert die Rezensentin. So bedient die Geschichte von Bigger Thomas, der zum Mörder wird, für Meyer-Gosau die Ressentiments von Wrights weißen Zeitgenossen und ein allzu simples Menschen- und Gesellschaftsbild. Wrights These, wonach rassistische Diskriminierung und Klassengesellschaft die Hauptfigur zum Verbrecher machen, verschwindet dahinter, bedauert die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.06.2019

Auf der Suche nach dem großen US-Roman? Wolfgang Schneider hätte da was anzubieten: Richard Wrights beklemmende Rassismus-Studie von 1940 in überarbeiteter Übersetzung. Wie der Autor psychologisch differenziert die Wandlung eines jungen Schwarzen im rassistischen Chicago der 30er zum Mörder beschreibt, findet Schneider enorm. Die surrealen Momente im weitgehend sozialrealistischen Text schreibt der Rezensent dem überzeugenden Versuch des Autors zu, das Innenleben eines Geschundenen zu zeigen, das sich nicht rein mit sozialer Determination erklären lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2019

Thomas David empfiehlt Richard Wrights erstmals 1941 erschienenen, jetzt als überarbeitete Neuausgabe vorliegenden Roman in der Übersetzung von Klaus Lambrecht als Epos "homerischen Zorns" und Umfangs, als Roman einer drastischen (Selbst-)Entfesselung vor dem Hintergrund des US-amerikanischen Rassenkonflikts. Wie der Autor das Selbstporträt eines jungen Mannes im Schwarzengetto von Chicago surreal überzeichnet und den Leser ihn auf seinem Weg zum elektrischen Stuhl begleiten lässt, nah dran, naturalistisch, sozialkritisch, in filmischer Erzählweise, nimmt David gefangen. Wrights "radikalen Humanismus" findet er zeitlos.
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